Jahresbericht Studienjahr 2022/2023 – Entwicklungen

Personell ist die TH Chur im Umbruch. Für den Inhaber des Lehrstuhls für Pastoraltheologie und Homiletik Prof. Dr. Franziskus Knoll war das Studienjahr 2022/23 sein erstes an der TH Chur. Für mehrere Lehrstühle läuft oder lief ein Verfahren zur Neubesetzung, wovon zwei gegen Ende des Studienjahres abgeschlossen werden konnten. Die mehrjährige Übergangskonstruktion aufgrund des ausgebliebenen «nihil obstat» für das Rektorat von Prof. Dr. Eva-Maria Faber kam zum Abschluss durch ihre Ernennung zur Rektorin. Die Bibliothek wird von zwei neuen Bibliothekarinnen betreut. Auf das Studienjahresende beendete die Sekretärin Renata Bucher ihre Tätigkeit an der TH Chur.

Finanzen

Jahresrechnung 2022/2023

Finanziell wird die TH Chur von der Stiftung Priesterseminar St. Luzi getragen. Die Geldmittel dieser Stiftung stammen zum grössten Teil aus Baurechtszinsen. Seit 2003 bezahlen die kantonalkirchlichen Körperschaften der Bistumskantone sowie der Kanton Graubünden jährlich einen bedeutenden Beitrag. Dazu kommen namhafte Spenden. Im Jahr 2020 schloss die Jahresrechnung der Stiftung Priesterseminar St. Luzi, die finanzielle Trägerin der TH Chur ist, bei Einnahmen von CHF 3’183’789.79 und Ausgaben von CHF 3’102’155.37 mit einem Gewinn von CHF 81’634.42 ab.

 

Strukturelles

Institutionelle akkreditierung nach HFKG für 2022-2029

Im März 2020 stellte die TH Chur beim Schweizerischen Akkreditierungsrat den Antrag auf Akkreditierung als «universitäres Institut». Das Verfahren wurde mit der Schweizerischen Agentur für Akkreditierung und Qualitätssicherung AAQ durchgeführt. Nach Einreichung des Selbstbeurteilungsberichts im Januar 2022 fanden im Frühjahrssemester 2022 die Vor-Visite und die Vor-Ort-Visite statt. Der Prozess fand schliesslich am 16. Dezember 2022 seinen Abschluss mit dem positiven Akkreditierungsbescheid. Die Akkreditierung ist an Auflagen gebunden, die die TH Chur innerhalb von 24 Monaten zu erfüllen hat. Die Akkreditierung gilt für die Zeit bis Dezember 2029.

In Verbindung mit diesem Akkreditierungsverfahren wurde eine Akkreditierung auch durch die kirchliche Akkreditierungsagentur AVEPRO durchgeführt.

Leitbildentwicklung

Im Studienjahr 2022/23 zählte die Weiterentwicklung des Leitbilds der TH Chur zu den zentralen Aufgaben der Kommission für Qualitätssicherung. Unter der Leitung von Prof. Hanspeter Schmitt, Beauftragter für QS, Prof. Christian Cebulj, Prorektor, und Tobias Briker, dem studentischen Mitglied der Kommission, fand am Ende des HS 2022 ein studentisches Hearing statt, in dessen Rahmen die Studierenden einbringen konnten, welche Aspekte der Leitbild-Entwicklung ihnen besonders wichtig sind.

Als Konsequenz des Hearings bildete sich eine Pilotgruppe, die sich im FS 2023 zweimal traf und einzelne Leitbild-Aspekte inhaltlich intensiv diskutierte. Im Anschluss an die zweite Sitzung kam es zum positiven Votum aller Teilnehmenden, die Pilotgruppe auch im kommenden Studienjahr fortzuführen und einmal im Semester einen auf das Leitbild bezogenen Anlass zu schaffen, um über die Leitbildentwicklung im Gespräch zu bleiben.

 

Personalia

Ernennung von Eva-Maria Faber zur Rektorin

Am 5. Mai 2023 ernannte Grosskanzler Bischof Dr. Joseph Maria Bonnemain Prof. Dr. Eva-Maria Faber als Rektorin der Theologischen Hochschule Chur mit Amtsantritt zum selben Datum.
Bereits am 7. Dezember 2018 war Prof. Dr. Eva-Maria Faber von der Hochschulkonferenz zur Rektorin der Theologischen Hochschule Chur für die Amtszeit 2019–2023 gewählt worden. Weder Bischof Vitus Huonder noch der Apostolische Administrator Bischof Peter Bürcher leiteten die erforderlichen administrativen Schritte zur Erlangung des gemäss Statuten erforderlichen Nihil obstat ein. Auf Wunsch von Bischof Bürcher, der sich entschied, in seiner Position als Administrator keine personellen Entscheidungen zu fällen, behielt Prof. Dr. Christian Cebulj das Amt des Rektors inne. Damit war bis zur Ernennung von Bischof Joseph Maria 2021 der reguläre Wechsel des Rektorats blockiert. Als Christian Cebulj im Frühjahrssemester 2020 ein Forschungssemester antrat, übernahm Eva-Maria Faber als Prorektorin die geschäftsführende Leitung. Bischof Joseph Maria Bonnemain ersuchte im Juni 2021 das Dikasterium für Kultur und Bildung in Rücksprache mit der Hochschule um das Nihil obstat für die Amtszeit von 2021–2025. Nach einer weiteren Verzögerung gab das Dikasterium Ende September 2022 seine Zustimmung für die Ernennung. Die entsprechende Information traf aufgrund einer technischen Panne leider erst im Mai 2023 in Chur ein.
Aus Sicht der TH Chur ist man froh über die Ernennung von Eva-Maria Faber, zugleich wird die Intransparenz und Verzögerung dieses administrativ bedeutsamen Vorganges bedauert.

Zur Emeritierung von Prof. Dr. Michael Durst

Über 30 Jahre hinweg dozierte Prof. Dr. Michael Durst an der Theologischen Hochschule Chur Kirchengeschichte, Patrologie und Kunstgeschichte, bevor er sich am 1. Juni 2023 mit einer «ultima lectio» unter dem Titel «Zur Bedeutung archäologischer Funde und Befunde für die frühe Geschichte des Bistums Chur» verabschiedete. Es werden in diesem Zeitraum wohl um die 180 Lehrveranstaltungen gewesen sein, zu denen der Kollege seinen gewichtigen Aktenordner trug. 1993 wirkte er zuerst als Dozent an der Hochschule, bevor er 1995 auf den Lehrstuhl für Kirchengeschichte und Patristik berufen wurde.

Der damals 42jährige hatte in Bonn Katholische Theologie studiert, im Weiteren einen dreijährigen Studienaufenthalt am Campo Santo Teutonico in Rom und am Päpstlichen Institut für Christliche Archäologie verbracht. 1986 war er in Bonn promoviert, 1994 habilitiert worden.

Sein bevorzugter Forschungsbereich war und ist Hilarius von Poitiers, über den Michael Durst bis heute forscht und dessen «Lettre sur les synodes» er erst jüngst in den renommierten «Sources chrétiennes» edierte.

  • Hilaire de Poitiers, Lettre sur les synodes. Texte, introduction et notes Michael DURST. Traduction André ROCHER † (= SC 621) (Paris 2021).

Seit diesem ersten grossen Forschungsthema vermehrten sich die Forschungsgebiete. Obwohl Michael Durst weiterhin in seinem Heimatbistum Köln verankert und auch tätig war, liess er sich als Kirchenhistoriker intensiv auf die lokale Geschichte ein. Beispiele dieser Forschungstätigkeit sind Publikationen wie die folgenden:

  • Michael DURST, Geschichte der Kirche im Bistum Chur 1: Von den Anfängen bis zum Vertrag von Verdun (843) (Strassburg 2001).
  • Michael DURST, Die Anfänge der Kirche im Bistum Chur, in: ders. (Hrsg.), Studien zur Geschichte des Bistums Chur 451–2001 (= Schriftenreihe der Theologischen Hochschule Chur 1) (Freiburg i. Ü. 2002), 13–58.
  • Michael DURST. Das Bistum Chur im Zeitalter der Katholischen Reform (Rezension zu: Albert FISCHER, Reformatio und Restitutio. Das Bistum Chur im Zeitalter der tridentinischen Glaubenserneuerung. Zugleich ein Beitrag zur Geschichte der Priesterausbildung und Pastoralreform [1601–1661] [Zürich 2000]), in: SKZ 170 (2002) 542–548.
  • Michael DURST, Karl der Große und das Bistum Chur [Vortrag, gehalten auf dem Sommerkarlsfest in Aachen am 27. Juli 2014], in: Geschichte im Bistum Aachen 12 (2013/2014 [2015]) 1–48.

Besonders verdienstvoll ist, dass er 2007 zusammen mit seinem Kollegen Albert Gasser in einer Festschrift zum 200-Jahr-Jubiläum von Priesterseminar St. Luzi und theologischer Ausbildungsstätte deren Geschichte minutiös nachzeichnete.

  • Michael DURST / Albert GASSER, 200 Jahre Priesterseminar St. Luzi und Studium theologicum / Theologische Hochschule Chur 1807–2007. Festschrift zum 200jährigen Jubiläum. Mit einem Grusswort von Bischof Vitus HUONDER, einem Geleitwort von Bischof Amédée GRAB und einem Vorwort von Regens Josef ANNEN (Lindenberg 2007).

An der TH Chur zeichnete Michael Durst verantwortlich für zwei Schriftenreihen, die Theologischen Berichte, die seit 1972 gemeinsam durch die Theologische Fakultät (der Universität) Luzern und der TH Chur herausgegeben wird, sowie die Schriftenreihe der TH Chur, deren erster Band 2002 erschien. Zudem war Michael Durst 1999–2003 Studiendekan an der Theologischen Hochschule Chur und seit 2007 Bibliotheksleiter.

Für die Wahrnehmung dieser Aufgaben, insbesondere die sehr minutiöse Arbeit am Drucksatz für die Schriftenreihen, gebührt ihm der Dank der Hochschule.

Prof. Dr. Eva-Maria Faber, Rektorin

Prof. Dr. Martina Roesner wird Professorin für Philosophie und Philosophiegeschichte an der TH Chur

Am 03.Juli 2023 hat der Grosskanzler der TH Chur, Bischof Dr. Joseph Maria Bonnemain, Prof. Dr. Martina Roesner zur neuen Professorin für Philosophie und Philosophiegeschichte an der Theologischen Hochschule Chur ernannt. Sie ist bereits seit dem HS 2022 Vertreterin des seit FS 2021 vakanten Lehrstuhls, so dass ihre Ernennung mit dem 03. Juli 2023 in Kraft tritt.

Martina Roesner wurde 1973 in Freiburg in Breisgau geboren. Ihr akademischer Werdegang begann mit dem Studium der Philosophie an der Pontificia Università Gregoriana in Rom. Das Lizentiats- und Promotionsstudium absolvierte sie in Rom, Salzburg, Paris und Tübingen. 2001 erlangte sie mit einer Arbeit über Martin Heidegger den Docteur en philosophie an der Université Paris-Sorbonne (Paris IV). Nach mehreren Jahren Forschungstätigkeit an den Archives Husserl und einer Lehrbeauftragung am Philosophischen Seminar der Johannes Gutenberg-Universität Mainz absolvierte Frau Roesner in Wien ein Theologiestudium mit dem Masterabschluss. 2017 erwarb sie mittels eines Habilitationsprojekts über Meister Eckhart und Edmund Husserl die Venia legendi sowie den Titel Privatdozentin im Fach Philosophie der Universität Oldenburg. Seit 2012 arbeitete Martina Roesner nacheinander in drei vom Austrian Science Fund (FWF) geförderten Forschungsprojekten, zuletzt im Rahmen des Projekts: Der Lebensbegriff bei Meister Eckhart und Husserl (Projektnummer: P 31358) an der Universität Wien.

Martina Roesner weist eine beeindruckende Forschungstätigkeit vor, für die sie mit verschiedenen Auszeichnungen und Stipendien geehrt wurde. Ihre Schwerpunkte liegen in der Geschichte der mittelalterlichen und neuzeitlichen Philosophie. Sie ist eine geschätzte Kennerin der Philosophie Meister Eckharts. Aufgrund ihrer langjährigen Forschungstätigkeit an den Archives Husserl ist sie auch in der neueren Philosophie eine ausgewiesene Fachfrau. Sie spricht neben ihrer Muttersprache Deutsch fliessend Englisch, Französisch und Italienisch.

PD Dr. David Neuhold wird Professor für Kirchengeschichte an der TH Chur

Am 03. Juli 2023 hat der Grosskanzler der TH Chur, Bischof Dr. Joseph Maria Bonnemain, David Neuhold zum neuen Professor für Kirchengeschichte und Patristik an der Theologischen Hochschule Chur ernannt. Er wird damit Nachfolger des jüngst emeritierten Prof. Dr. Michael Durst und tritt sein Amt zum 1. August 2023 an.

David Neuhold wurde 1976 in Graz (Österreich) geboren. An der Universität in Graz begann auch sein akademischer Werdegang mit einem Studium der Theologie und der Physik auf Lehramt. Anschliessend promovierte und habilitierte sich David Neuhold an der Theologischen Fakultät der Universität Freiburg in der Schweiz mit Qualifikationsarbeiten über Franz Kardinal König (1905‐2004) und zum Gründer der Gemeinschaft der Herz-Jesu-Priester Léon G. Dehon (1843-1925).

David Neuhold legt mit seinen Forschungsbeiträgen einen Schwerpunkt auf die neuere Kirchengeschichte und thematisch auf die Ordens-, Missions- und Ideengeschichte. Besonders erfreulich ist, dass diverse Publikationen seine Expertise für die Schweizerische Kirchengeschichte ausweisen. Auch ist er als wissenschaftlicher Mitarbeiter der Schweizerischen Zeitschrift für Religions- und Kulturgeschichte in allen Landesteilen bestens vernetzt. Ein bemerkenswertes Projekt, an dem David Neuhold als Co-Autor, Ideengeber und Experte mitgearbeitet hat, ist der Dokumentationsfilm «Der letzte Ketzer – der Fall Jakob Schmidli 1747», welcher 2022 Premiere gefeiert hat und im SRF ausgestrahlt wurde

Auffällig ist seine Aufgeschlossenheit für interdisziplinäre Ansätze und Teamarbeit. So war er Mitarbeiter des SNF-Projekts «Dokumentation klinischer Seelsorge im Horizont interprofessioneller Spiritual Care. Interdisziplinäre Klärungen aus seelsorgetheoretischer und ethischer Perspektive», das der Lehrstuhl für Spiritual Care an der Theologischen Fakultät der Universität Zürich (Prof. Dr. Simon Peng-Keller) zusammen mit dem Lehrstuhl für Theologische Ethik der TH Chur (Prof. Dr. Hanspeter Schmitt) durchführte. David Neuhold bringt Lehrerfahrung von den Universitäten Freiburg (CH), Luzern und Bern mit.

Neubesetzung der Bibliotheksstelle durch Barbora Plachá und Iris Capatt

Nachdem Valeria Baur nach fünf Jahren an der TH Chur im Frühjahrssemester 2022 eine neue Herausforderung gefunden hat, blieb die Bibliotheksstelle vorerst mehrere Monate vakant. Dankenswerterweise war Iris Capatt, die Leiterin der Mediothek der Bündner Kantonsschule, bereit, mit einem Teilpensum für eine professionelle Abwicklung der notwendigsten Vorgänge zu sorgen. Unter Mitwirkung von Assistenzpersonen und studentischen Hilfskräften konnte so gewährleistet werden, dass die Bibliothek den Benutzern und Benutzerinnen der Bibliothek weiterhin mit gutem Service zur Verfügung stand. Mit der zweiten Ausschreibung gelang es schliesslich, die Bibliothekarsstelle neu zu besetzen: Seit Anfang 2023 leitet Barbora Plachá die Bibliothek. Mit Frau Plachá hat die TH Chur eine freundliche, motivierte und kompetente Bibliothekarin gefunden. Sie absolvierte an der FHGR den Studiengang Informationswissenschaften, den sie im Herbst 2022 erfolgreich abschloss. Frau Plachá wird auch künftig von Iris Capatt unterstützt, die über die Vakanz hinaus zur Mitarbeit in der Bibliothek gewonnen werden konnte.

v.l. Iris Capatt und Barbora Plachá

Daniel Krieg ist neuer Regens des Priesterseminars St. Luzi

Im Frühjahr 2022 gab Bischof Joseph Maria bekannt, dass Daniel Krieg neuer Regens für das Bistum Chur wird. Im Oktober 2022 trat Daniel Krieg dieses Amt an. Seither obliegt ihm die Begleitung der diözesanen Studierenden und die Führung des Priesterseminars St. Luzi in Chur. «Das Priesterseminar St. Luzi soll ein Ort der Begegnung sein, an dem Jesus, sein Evangelium, die Freude des Evangeliums spürbar werden; ein Ort, wo Menschen, die in die Schule Jesu gehen wollen – ob Frau oder Mann –, lernen im Geiste Jesu miteinander umzugehen und zusammenzuleben und -wirken» schrieb Daniel Krieg in seinem ersten Vorwort in den «Grüssen aus St. Luzi». Die Hochschule unterstützt und trägt dieses Ziel des Regens mit, Seminar und Hochschule als einen Lern- und Lebensraum zu gestalten, und freut sich über die bereits sehr konstruktive und vielversprechende Zusammenarbeit.

Aus Studiendekanatsassistenz wird Studienleiterin

Die Studiendekanatsassistenz erhält künftig mehr Verantwortung in der Betreueung der Abläufe am Studiendekanat. Künftig trägt der Stelleninhaber bzw. die Stelleninhaberin die Bezeichnung des Studienleiters bzw. der Studienleiterin.  Die Studienleitung ist künftig die erste Ansprechperson für die Studienberatung und alle Fragen, die in der Studienplanung oder für Anrechnungen auftauchen. Das Studiendekanat übernimmt zudem ab dem Herbst die Verantwortlichkeit für die Immatrikulations­vorgänge.

Pensionierung von Renata Bucher

Zum Ende des Studienjahres 2022/23 beendete die für den Hochschulbereich zuständige Sekretärin Renata Bucher ihre Tätigkeit an der TH Chur. Im Rahmen der Abschlussfeier des Studienjahres 2022/2023 würdigten und verdankten sowohl die Rektorin Eva-Maria Faber für die Hochschule als auch Franziskus Knoll und Christian Cebulj im Namen des Pastoralinstituts die Leistungen von Renata Bucher. Seit Juli 2017 arbeitete Renata Bucher für das Sekretariat der Theologischen Hochschule. Künftig werden nicht mehr Stundenpläne, Vorlesungsverzeichnis, Tagungsorganisation den Alltag von Renata Bucher bestimmen, kündigte die Rektorin in ihrer kurzen Dankesrede an, sondern die wohlverdiente Pensionierung. Die TH Chur wünscht Renata Bucher für diesen neuen Lebensabschnitt alles Gute.

Verstorben: Dr. Robert Trottmann

Am 16. Januar 2023 verstarb in Baden Robert Trottmann, der an der Theologischen Hochschule Chur zwischen 1967 und 1982 als Dozent für Liturgiewissenschaft tätig war.

Robert Trottmann widmete seine ganze theologische Existenz der Liturgiewissenschaft und der liturgischen Praxis. Seine liturgiewissenschaftliche Forschung fokussierte sich auf das Eucharistieverständnis insbesondere in kirchenamtlichen Dokumenten und Verordnungen sowie in den liturgischen Büchern in der Zeit zwischen dem Konzil von Trient und dem Zweiten Vatikanischen Konzil. Der virulente Punkt seines Interesses lag in der Beobachtung, dass die Rezeption der Messreform im Zuge des Zweiten Vatikanischen Konzils in der Schweiz so viel «Opposition» und «Unbehagen» hervorrief. In seiner Studie stellte er schon vor dem Ersten Vatikanum denselben Widerstreit der Meinungen fest, der auch nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil die Gemüter bewegte. «Nur haben sich die Fronten verschoben. Die Minorität von einst ist, vereinfacht gesagt, zur Majorität geworden und umgekehrt». Seine liturgiehistorischen Untersuchungen zeigen den bisweilen grossen Hiatus zwischen «dogmatisch korrektem Verständnis und pastoral sinngemässer Feier der Eucharistie», der auch in der Gegenwart immer wieder aufbricht.

Seine liturgietheologische Arbeit ebenso wie die verschiedenen Funktionen am Schweizerischen Liturgischen Institut kamen seiner Lehre an der Theologischen Hochschule Chur zugute.

Der ehemalige Dozent Trottmann blieb der Theologischen Hochschule Chur verbunden und interessierte sich auch nach seinem Ausscheiden aus dem Lehrkörper sehr für ihre Entwicklung. Er bedachte die Theologische Hochschule Chur mit einem Teil seiner liturgiewissenschaftlichen Bibliothek, die nun Studierenden späterer Generationen zugute kommt.

Die Theologische Hochschule Chur bewahrt ihrem ehemaligen Dozenten ein ehrendes Andenken und erbittet ihm die Teilnahme am ewigen Lobpreis Gottes.

Prof. Dr. Birgit Jeggle-Merz, Inhaberin des Lehrstuhls für Liturgiewissenschaft
Prof. Dr. Eva-Maria Faber, Rektorin

Verstorben: Prof. Dr. Peter Henrici SJ

Am 6. Juni 2023 verstarb in Brig der emeritierte Weihbischof Peter Henrici, der seit 2008 Honorarprofessor der TH Chur war.

Ein Nachruf von Eva-Maria Faber:

Als ich Weihbischof Peter Henrici im Jahr 2001 erstmals persönlich begegnete, war er Präsident der Expertenkommission, die sich der Neuausrichtung der Theologischen Hochschule Chur widmete. Für mich war es eine eigenartige Erfahrung: Die Person mit dem grossen Namen, der mir von philosophischen Publikationen vertraut war, traf ich nun in einem sehr pragmatischen Kontext an. Genau dies ist charakteristisch für das Denken wie für das Wirken von Peter Henrici als Jesuit, als Professor und als Weihbischof.

Als Jesuit lebte er mit Entschiedenheit seine Bindung an den Jesuitenorden. In seinen Lebenserinnerungen bemerkt er dazu, er sei dort eingetreten mit dem Vorsatz: «Ich bleibe dort, bis man mich hinauswirft». Sehr schlicht bemerkte er einmal: «Ich habe immer getan, wozu ich bestimmt worden bin». Die Aussage war begleitet von einem zufriedenen Schmunzeln. Wenn ich mich richtig erinnere, erzählte er dann einmal, dass Jesuiten ihre neue Destination gelegentlich beim Frühstück unter der Teetasse vorfanden.

Seine Bestimmung wurde die Philosophie, als Repetitor und dann als Philosophieprofessor an der Gregoriana, als Autor von Titeln einer langen Publikationsliste. Neben der Breite dessen, was ein Philosoph in der akademischen Lehre zu vertreten hat, widmete er seine Aufmerksamkeit dem Zusammenhang von Glaube, Spiritualität und Philosophie. In der Schriftenreihe der TH Chur erschien 2009 der Band «Hegel für Theologen» mit gesammelten Aufsätzen zu solchen Themen. Insbesondere gehörte es zu seinen grossen Anliegen, darüber nachzudenken, wie das Geschichtlich-Faktische in die Philosophie hineingehört. Deswegen zog ihn die Philosophie der «action» von Maurice Blondel in den Bann.

Und damit tritt nun der Berührungspunkt in den Blick, der es gar nicht verwunderlich sein lässt, dass ein solcher Philosoph auch hochschulpolitische Aufgaben an die Hand nahm und in einer äusserst spannungsreichen Situation des Bistums Chur Weihbischof wurde. Peter Henrici hat es nicht bei einer Philosophie des konkreten Tuns belassen, sondern wurde selbst zu einem Menschen, der engagiert und beherzt handelte. Eben deswegen hat das Bistum Chur ihm so viel zu verdanken.

Hochschulpolitische Aufgaben hatte er bereits an der Gregoriana in Rom übernommen, als Dekan, mit Anliegen der Studienreform. Ebenso engagiert brachte er sich in Strukturreformen der TH Chur ein. Die Hochschule verdankt ihm wichtige Impulse, die er im Rahmen der genannten Expertenkommission zu Beginn des Jahrtausends gab. Zudem hielt er an der TH Chur von 1993 bis 2008 Lehrveranstaltungen in einer beeindruckenden Prägnanz und didaktischen Kunstfertigkeit: Jede Lektion bildete einen in sich abgerundeten Gedankengang von hohem Erkenntniswert. 2008 ernannte die TH Chur ihn zum Honorarprofessor.

Bis zuletzt hinweg bewahrte Weihbischof und Honorarprofessor Peter Henrici der TH Chur seine Treue. Noch hochbetagt reiste er mit dem Zug zum Dies academicus an. Ursprünglich war geplant, dass Weihbischof Peter Henrici zu seinem 95. Geburtstag, seinem 65. Priesterjubiläum und seinem 30. Bischofsjubiläum mit einem Anlass in Zürich am 31. Mai geehrt würde. Stattdessen fuhr an diesem Tag eine kleine Delegation nach Brig, um Peter Henrici zu besuchen. Er bekundete, dass er gern zur Abschiedsvorlesung des Kirchengeschichtlers am 1. Juni gekommen wäre. Einige Monate zuvor hätte er diese Reise vermutlich tatsächlich unternommen.

Nun ist Peter Henrici am 6. Juni 2023 in Brig verstorben. Die TH Chur wird eine dankbare und ehrende Verbundenheit mit ihm bewahren.

Prof. Dr. Eva-Maria Faber, Rektorin