Treffen des Arbeitskreises der katholischen Exegetinnen und Exegeten der Schweiz an der TH Chur
am 14. und 15. März 2025 – ein Bericht von Markus Lau
Zorn, Liebe und Ekel standen als Affekte und Emotionen im thematischen Zentrum des diesjährigen Treffens des Kreises der kath. Exegetinnen und Exegeten der deutschsprachigen Schweiz, das in diesem Jahr an der TH Chur stattfand. «Emotionen in biblischen Texten» war dabei das Oberthema, das nicht nur Fachleute für die biblische Exegese aus den Bereichen Erwachsenenbildung, Bibelpastoral und universitärer Exegese nach Chur führte, sondern erfreulicherweise auch stets eine Gruppe von Studierenden der TH Chur zu den Vorträgen lockte, so dass an die zwanzig Personen am Treffen teilnahmen.
Prof.in Dr. Sigrid Eder (Freiburg) referierte dabei in ihrem Eröffnungsvortrag, der zugleich methodische Wege der exegetischen Analyse von erzählten Emotionen und Emotionalisierungsstrategien aufzeigte, zu «Emotionen im Gottesbild der hebräischen Bibel – am Beispiel der Psalmen». Sie zeigte dabei insb. auf, welche Funktion der Zorn JHWHs im Rahmen der narrativen Strategien der Texte hat und hob dabei im Besonderen auf den Zusammenhang von Zorn und Gerechtigkeit Gottes ab. Prof. Dr. Michael Fieger (Chur) ging unter dem Titel «Die Liebesbeziehung zwischen Jonathan und David aus der Sicht der Vulgata» auf die Präsenz von Emotionen in der Beziehung zwischen Jonathan und David ein und zeigte auf, wie die emotionale Beziehung zwischen beiden Erzählfiguren im hebräischen, griechischen und vor allem lateinischen Text (Vulgata) und damit im Prozess der Übersetzung gestaltet wird. Prof. Dr. Markus Lau (Chur) stellte in seinem Vortrag «Ekelhaft. Exegetische Beobachtungen zur Konstruktion eines starken Affekts in neutestamentlichen Texten» Fallbeispiele für die erzählerische Inszenierung von Ekel im Rahmen griechisch-römischer Kultur vor und zeigte an einigen Beispielen, wie in ntl. Texten dieser Affekt in Anknüpfung und Durchbrechung kultureller Plausibilitäten der Antike inszeniert wird.
Neben den Vorträgen und den anschliessenden intensiven Diskussionen bot das Treffen Gelegenheit zum Austausch über anstehende inhaltliche Projekte und zur Vernetzung zwischen den unterschiedlichen Arbeitsfeldern der Teilnehmer:innen. Eine auf die Archäologie und Baugeschichte der St. Luzikirche abzielende Führung im Kerzenschein mündete in einem musikalischen Abendausklang: Magdalena Widmer und Patrick Gröhl brachten die Orgel der St. Luzikirche zum Klingen. Für optimale Rahmenbedingungen sorgte zudem das Hausteam von Priesterseminar und Hochschule. Allen Beteiligten gilt der herzliche Dank des gesamten Arbeitskreises.
Die Organisation der Tagung lag in den Händen von Sr. M. Manuela Gaechter OP, Studienleiterin an der TH Chur und Doktorandin im Alten Testament an der Uni Luzern, und Markus Lau, Neutestamentler an der TH Chur. Beide sind auch für die Koordination des gesamten Arbeitskreises verantwortlich.