Abschiedsvorlesung Prof. Dr. Manfred Belok
Am 2. Juni 2022 hielt Prof. Dr. Manfred Belok nach 19 Jahren bzw. 38 Semestern als Professor für Pastoraltheologie und Homiletik an der TH Chur seine Abschiedsvorlesung. In der gut besetzten Aula der Hochschule würdigte zu Beginn der Rektor Prof. Dr. Cebulj die verdienste von Manfred Belok. Im Anschluss an die Abschiedsvorlesung sprach Prof. Dr. Loiero von der Universität Fribourg als Präsident der AG Praktische Theologie Schweiz ein Grusswort.
Die Abschiedsvorlesung finden sie hier in voller Länge:
«Es werde Licht…»
Birgit Jeggle-Merz über die Sehnsucht nach Licht im Advent.
Maturapreisträgerin Yasmina Mark über Adoption und Rassismus
Yasmina Mark erhielt am 24. Oktober 2022 beim Dies Academicus der Theologischen Hochschule Chur den 1. Preis für ihre Maturaarbeit. Erfahren Sie mehr im lesenswerten Bericht auf kath.ch vom 6. November 2022:
Rituale im kulturellen Wandel:
Hanspeter Schmitt in der NZZ über das Verblassen christlicher Feste
Helfen, ohne zu fragen: Wem?
Barbara Schmid-Federer beim Dies academicus 2022
Zahlreiche Gäste aus Kirche, Gesellschaft und Politik kamen am Montag, 24.10.2022, in der Aula der Theologischen Hochschule Chur zum Dies academicus des Studienjahrs 2022/23 zusammen. Die Musikerin Martina Berther aus Chur verzauberte mit ihren E-Bass-Klängen das Publikum und sorgte für eine angesichts des Themas durchaus berechtigte Nachdenklichkeit.
Zu Beginn der akademischen Feier beschrieb die Prorektorin und geschäftsführende Leiterin der Hochschule Prof. Dr. Eva-Maria Faber aktuelle Entwicklungen und Herausforderungen der TH Chur und berichtete vom laufenden Akkreditierungsverfahren durch die Schweizerische Hochschulkonferenz. Zahlreiche Kräfte seien im Rahmen der Zertifizierung durch die AAQ gebündelt worden, um die Sicherung und Entwicklung der akademischen Qualität zu gewährleisten.
Die Festansprache hielt die Präsidentin des Schweizerischen Roten Kreuzes, Barbara Schmid-Federer. Sie setzte ein bei der Gründungsgeschichte des SRK auf den Schlachtfeldern von Solferino 1859 und zog von dort aus einen symbolischen Bogen zu einem Bild von Papst Franziskus, der die Katholische Kirche mehrfach mit einem « Feldlazarett» verglichen hatte. Einerseits beschäftigten Missbrauchsfälle die Öffentlichkeit und der synodale Prozess wolle Reformen anstossen. Dabei müsse die Kirche andererseits aufpassen, dass sie nicht die existenzielle Not der Menschen und ihre diakonische Existenz aus den Augen verliere, so Schmid-Federer.
In einem kurzen historischen Abriss portraitierte die alt Nationalrätin den Genfer Kaufmann Henri Dunant, dessen Gründungsidee gerade unter dem Eindruck verfeindeter Kriegsparteien immer gewesen sei, dass jeder Mensch ohne Ansehen der Person die Hilfe des Roten Kreuzes verdient habe. « Helfen ohne zu fragen wem“ sei seitdem die Devise des Internationalen Roten Kreuzes (IRK), das weltweit 80 Millionen Mitglieder zähle. Das Rote Kreuz sei politisch und religiös neutral: «Nur die Tat der Hilfe ist entscheidend, nicht die Herkunft des Opfers.»
Federer, die an den Universitäten Zürich und Paris Romanistik studierte und von 2007 bis 2018 für die CVP politisierte, stellte das biblische Gleichnis vom Barmherzigen Samariter in die Mitte ihrer Überlegungen. Sie legte es im Sinne des universalen humanitären Hilfsprinzips aus, dem sich das Rote Kreuz verschrieben hat: «Alle haben die gleichen Rechte auf Hilfe.» Egal, ob es sich dabei beispielsweise um Flüchtlinge aus der Ukraine oder aus Afghanistan handelt. Damit versuchte sie auch das Gespenst einer immer wieder heraufbeschworenen «schleichenden Islamisierung» Europas und der Schweiz durch Flüchtlinge zu entkräften. Heute seien die katastrophalen Folgen des Klimawandels die modernen «Schlachtfelder». Federer beendete ihre Rede mit einem eindrücklichen Zitat, das auch etwas von den religiösen Wurzeln des Rotkreuz-Gründers Henri Dunant spüren lässt: «Car nous naissons tous ouvriers de cette grande cité de Dieu qui s’appelle l’humanité: Wir werden alle geboren als Arbeiter in dieser grossen Stadt Gottes, die heisst ‹Menschlichkeit›».
Zum Text des Vortrags von Barbara Schmid-Federer
Rektor Prof. Dr. Christian Cebulj nahm anschliessend die Prämierung der Preisträgerinnen des Churer Maturapreises für Religion 2022 vor. Dabei wurden vier junge Frauen für ihre Arbeiten prämiert. Yasmina Mark (Literargymnasium Rämibühl ZH) erhielt den ersten Preis für ihre Recherche «Durch Adoption zur Familie», die ethnische Herkunft, Religion und Geschlecht als Ursachen von Rassismus benennt, mit denen Adoptivkinder konfrontiert werden. Lena Köhre (Bündner Kantonsschule) kam mit ihrem Beitrag zu den Positionen verschiedener Religionen zur Organspende auf den zweiten Platz. Den dritten Preis erhielten Alessia Alig und Fiona Bugmann (ebenfalls Bündner Kantonsschule) für ihre Arbeit über die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf Jugendliche.
Am Ende der Feier stand das Grusswort von Bischof Dr. Joseph Maria Bonnemain, der auch Grosskanzler der Theologischen Hochschule ist. Darin strich er die Bedeutung der Apostolischen Konstitution «Veritatis Gaudium» für eine integrale Entwicklung der Theologischen Fakultäten heraus. Papst Franziskus gehe es um den interdisziplinären Dialog der Theologie mit allen Wissenschaften, die zum Aufbau einer Kultur der Humanität und Geschwisterlichkeit beitragen. Diesen Anspruch möge sich die Theologische Hochschule Chur auch in Zukunft immer wieder stellen. Im Anschluss an die akademische Feier wurden die Themen des Abends in geselliger Runde beim Apéro riche weiter diskutiert.
Tourismus als Lernort für die Kirchen
Weiterbildung des Pastoralinstituts der TH Chur im Wallis
Das wunderbar sonnige Herbstwetter im Wallis gab einen idealen Rahmen ab für die Weiterbildung „Kirche für Gäste – Inspirationen aus der Tourismusregion Oberwallis“, die vom 21.09. bis 23.09. im Bildungshaus St. Jodern in Visp stattfand. Eingeladen hatte von reformierter Seite die Aus- und Weiterbildung für Pfarrerinnen und Pfarrer Zürich (A+W) sowie von katholischer Seite das Pastoralinstitut der Theologischen Hochschule Chur. Der Kurs wurde unterstützt vom Verein Kirche und Tourismus Schweiz (ktch.ch). In Visp und Zermatt sprachen spannende Persönlichkeiten über ihre Arbeit und ihr Leben.
Zum Beispiel: Kirche an der Ski-WM 2017
Jacques-Antoine von Allmen (A+W), Michael Landwehr (KTCH) und Christian Cebulj (Pastoralinstitut TH Chur) zeigten als Leitungsteam des Kurses auf, wie vielfältig kirchliche Präsenz im Tourismus sein kann. Am Beispiel Ski-WM 2017 wurde etwa geschätzt, dass die Kirchen inmitten der kommerziellen Welt des Leistungssports gefragt haben: Wer ist der Mensch unter dem Skihelm? Und: Wie ist es, wenn ich nicht zu den Siegern gehöre? Das habe mitten im Skizirkus für nachdenkliche Momente gesorgt.
Biker in der Sakrallandschaft Innerschweiz
Vendelin Coray, Geschätsführer Schwyz Tourismus, stellte das Projekt „BikeGenoss“ vor. Die sogenannte „Bikegenossenschaft“, die aus dem Projekt «Mountainbike Zentralschweiz» entstanden ist, stellt auf ihrer Website Trails und Routen vor, die in erster Linie für Bike-Touristen gedacht sind. Gerade in der Zentralschweiz gibt es aber auch viele schön gelegene Kirchen und Kapellen. Dazu Vendelin Coray: „Es ist angedacht, dass wir eine E-Bike-Tour zu sakralen Orten anbieten.“ Sie wird in Zusammenarbeit mit dem Verein „Sakrallandschaft Innerschweiz“ ausgearbeitet. Eine gelungene Idee, die einige konkrete Lernfelder für die Kirchen enthielt: So zeigte sich, dass Regionalität aufgrund der unsicheren Weltlage immer mehr an Bedeutung gewinnt. Ausserdem müssen Ideen schnell und direkt umgesetzt werden, und nicht den langen Weg durch Instanzen gehen.
Pilgern als Chance
In verschiedenen Ateliers wurden Projekte zu kirchlichen Engagements im Tourismus präsentiert. Michael Landwehr (Hombrechtikon) stellte Fragen nach der „Herausforderung Gesundheitstourismus“. Christian Cebulj (Chur) referierte über das Thema „Kirchenraumpädagogik als touristische Chance“ und Pfarrer Christoph Gysel (Saas) sprach über „Heiraten im Tourismus“. Das Atelier „Pilgern als Chance“ wurde von Marianne Lauener (Frutigen) geleitet. Sie arbeitet seit 15 Jahren als professionelle Pilgerbegleiterin und erzählte, wie sehr Pilgern im Trend liege. Es seien politische und gesellschaftliche Unsicherheiten wie der Ukraine-Krieg oder die Corona-Pandemie, aber auch persönliche Umbrüche, die Menschen aufbrechen liessen und für Pilger-Aktivitäten sorgten. „Wagt man pilgernd den Aufbruch ins Unbekannte, kann einen das innerlich stärken“, weiss Marianne Lauener.
Begegnungen in Zermatt
Der zweite Weiterbildungstag stand im Zeichen interessanter Begegnungen in der Top-Tourismus-Destination Zermatt. Beat Perren erzählte im Matterhorn-Museum von der Gründung der Air Zermatt und Stephan Roth, der bald 70jährige katholische Zermatter Pfarrer, berichtete, wie sich seine Arbeit als Seelsorger im Lauf der Jahre verändert hat. Heute werde er nur noch selten zur Krisenintervention gerufen, etwas anderes sei es, wenn Einheimische oder Bergführer verunglücken. Wichtig sei der Sonntagsgottesdienst, zu dem immer Einheimische und Gäste kommen. Daher würden die Bibeltexte und Fürbitten meistens in verschiedenen Sprachen vorgelesen. Im Backstage-Hotel stellte der bekannte Künstler Heinz Julen im Wellnessbereich seinen Genesis-Garten vor, in dem die Gäste über die Schöpfungsgeschichte der Genesis meditieren können. Die Pilates- & Yoga-Lehrerin Anita Locher erzählte, wie gestresste Kunden die Ferien in Zermatt zur Entspannung suchten und dabei durchaus offen für spirituelle Angebote seien.
Internationale und nationale Netzwerke nutzen
Am dritten Kurstag stellte Thomas Roßmerkel als Tourismus-Beauftragter der Evangelischen Landeskirche in Bayern die zahlreichen kirchlichen Aktivitäten seiner Fachstelle unter die beiden Überschriften „Gemeinde auf Zeit“ und „Kirche bei Gelegenheit“. Diesen beiden Leitbegriffen der zeitgenössischen Kirchentheorie gehe es darum, im Tourismus religionsproduktive Gegenwartsentwicklungen aufzuspüren und zu deuten. In den Ferien könnten Menschen etwa mit Gottesdiensten sowie spirituellen und kulturellen Angeboten eine temporäre Beheimatung in der Kirche angeboten werden.
Für die nationale Ebene stellte Pfarrer Michael Landwehr stellte als Präsident den Verein Kirchen + Tourismus Schweiz vor, der Akteure aus den Kirchen und dem Tourismus vernetzt. Dabei sei die Erfahrung, dass beide Seiten von den Werten und dem Knowhow der anderen profitieren. Das werde etwa am Projekt Velowegkirchen sichtbar: Seit bald 10 Jahren laden Kirchen im Kanton Bern entlang der Herzroute 99 ein zum Rasten. Ralph Marthaler erzählte von der Weiterentwicklung im Abschnitt Laupen-Thun mit interessanten Beispielen wie Selfiestation und Kerzenautomat.
Spiritualität und Glücksmomente
Am Ende des Kurses in Visp und Zermatt standen drei Aspekte im Mittelpunkt: Die Teilnehmenden waren sich einig, dass die Gäste Glücksmomente erleben können und sollen. Dabei spielen spirituelle und kulturelle Angebote der Kirchen oft eine zentrale Rolle. Zweitens wurde die Gastlichkeit als Grundhaltung beschrieben, die auch ausserhalb der Tourismusregionen ein Markenzeichen sein soll. Kritisch wurde unterstrichen, dass mögliche Spannungen zwischen den Erwartungen der Gäste und dem eigenen Profil als Pfarrei/Kirchgemeinde immer wieder neu reflektiert werden müssen. Aufgrund des guten Zuspruchs soll der Kurs „Kirche für Gäste“ im Jahr 2025 wieder angeboten werden.
Link zur Medienmitteilung auf kath.ch: https://www.kath.ch/medienspiegel/tourismus-als-lernort-fuer-die-kirchen-2/
Nichts mit Schlagsahne
Claude Bachmann über das Nichts
Every day for future
Christian Cebulj zu Klimaschutz und Religionsunterricht
«Wir sind jung, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut!» Mit diesem Ausruf demonstrierten Schülerinnen und Schüler in den letzten Jahren auf den Strassen angesichts der ökologischen Krise für mehr Klimaschutz. Warum es bei einem solchen gesellschaftlich und politisch relevanten Thema auf der Hand liegt, dass der Klimaschutz auch Inhalt des Religionsunterrichts sein muss, lesen Sie hier:
Ist Glück kein Ort? René Schaberger über das Reisen
Innovative Aufbrüche in der Seelsorge
Neue Publikation von Prof. Dr. Franziskus Knoll OP
Bewährtes bewahren – Neues wagen! Unter diesem Motto haben sich anlässlich des 60. Geburtstages der Pastoraltheologin Doris Nauer über zwanzig WegbegleiterInnen und SchülerInnen zusammengefunden, um vor dem Hintergrund ihrer jeweiligen theoretischen und praktischen Expertise spannende und hochaktuelle Impulse für eine zukunftsfähige Seelsorge bereitzustellen. Gerade in einer Zeit massiver Anfragen an die Kirchen ist gute Seelsorge unabdingbar für die Glaubwürdigkeit der ekklesialen Praxis. Die Beiträge des vorliegenden Bandes gliedern sich nach der spirituell-mystagogischen, der pastoralpsychologisch-heilsamen und der diakonisch-prophetischen Alltagspraxis seelsorglichen Handelns.
Inhaltsverzeichnis: Inhaltsverzeichnis Knoll Heil Engel
Leseprobe: Leseprobe Knoll Heil Engel
Link zum Online-Shop des Kohlhammer-Verlags:
https://shop.kohlhammer.de/bewahrtes-bewahren-neues-wagen-41668.html#147=19