Jahrestagung 2023: Ausgepowert und trotzdem etwas bewegen?!
Konzepte wider die pastorale Erschöpfung und Frustration

Erschöpft und ausgepowert. So beschreiben sich nicht wenige Seelsorgende und pastorale Akteure angesichts ihrer beruflichen Belastungen und der kirchlichen Krisen und Konflikte. Die Jahrestagung 2023 des Pastoralinstituts will einerseits verschiedene Ursachen und die Tragweite dieses Phänomens beleuchten. Andererseits sollen Voraussetzungen und Möglichkeiten gezeigt werden, der pastoralen Erschöpfung und Frustration entgegenzuwirken. Im Kern geht es dabei um ein «realistisches Empowerment»: Es stärkt die eigenen Kräfte, fördert gezieltes Handeln – aber ohne Menschen zu «verheizen» oder bestehende Probleme zu verdrängen. Wir laden Sie herzlich ein, an der PI-Jahrestagung 2023 teilzunehmen!

Flyer Jahrestagung 2023

 

Keynotes:

Prof. Dr. Arndt Büssing, Universität Witten-Herdecke

Prof. Dr. Christoph Jacobs, Theologische Fakultät Paderborn

Prof. Dr. Helga Kohler-Spiegel, PH Vorarlberg Feldkirch

Arndt Büssing: Wenn Gott verloren geht – Empirische Daten zum Erleben von Geistlicher Trockenheit in unterschiedlichen Personengruppen

Viele machen zu bestimmten Zeiten ihres Lebens die Erfahrung, dass Gott ihnen nicht so zur Seite steht, wie sie es erwarten, dass er ihre Gebete nicht zu erhören scheint und ihnen scheinbar fern ist. Dieses Empfinden hat vielfältige Auslöser und Verstärker und zeigt auch in empirischen Studien eine Schnittmenge mit emotionaler Erschöpfung. Wer jedoch diese Phasen Geistlicher Trockenheit überwinden kann, ist anschließend oft anders: Bewusster im Umgang mit anderen und mit größerer spiritueller Tiefe mitten im Leben.

Dr. med. Arndt Büssing ist Professor für Lebensqualität, Spiritualität und Coping an der Universität Witten/Herdecke.

Christoph Jacobs: Vom Überleben zum Leben: Pastoralpsychologische Perspektiven für ein gelingendes Leben in der Seelsorge

Engagierte Seelsorge braucht gute Selbstsorge. Die gegenwärtige Zeit der vielfältigen Transformationen, gesellschaftlichen und kirchlichen Krisen fordern uns heraus. Wer sich einsetzt, braucht gute Ressourcen, damit das eigene Leben nicht unter die Räder gerät und sich eine pastorale Erschöpfung breit macht.  Der Impulsvortrag bietet: Aktuelle gesundheitswissenschaftliche Konzepte für eine gelingende persönliche und berufliche Lebensentwicklung, Reflexionen zur persönlichen Praxis von Gesundheit und Resilienz und Tipps zur Förderung von Vitalität, Lebensqualität und Spiritualität in der Seelsorge.

Dr. theol., dipl. psych. Christoph Jacobs ist Professor für Pastoralpsychologie an der Theologischen Fakultät Paderborn.

Helga Kohler-Spiegel: Ermächtigt und gestärkt. Empowerment für Seelsorger:innen

Empowerment zielt auf Möglichkeiten ab, Selbstbestimmung und Handlungsspielräume zu erweitern sowie selbstverantwortlich und selbstwirksam zu sein. Dies in pastoralen Berufen zu leben, ist anspruchsvoll und anregend zugleich. An der Nahtstelle zwischen Praktischer Theologie, Psychologie und Psychotherapie lässt sich zeigen, wie pastoral Tätige sich selbst und gegenseitig stärken können – persönlich, im Team und kirchlich, realistisch und konkret.

Mag. Dr. Helga Kohler-Spiegel ist Professorin für Human- und Bildungswissenschaften an der Pädagogischen Hochschule Vorarlberg, Psychotherapeutin und Lehrtherapeutin, Psychoanalytikerin und (Lehr)Supervisorin.

 

Workshops:

P. Bruno Brantschen SJ, Lasalle-Haus, Bad Schönbrunn

Dr. Gabriele Kieser, PRH Persönlichkeits-
entwicklung, Basel

PD Dr. Markus Lau, Theologische Hochschule Chur

Christoph Walser, Theologe und Coach, Zürich

Dr. Gabriela Lischer, Theologin und Gemeindeleiterin, Sarnen

Dr. Thomas Markus Meier, Pfarreiseelsorger und Cartoonist, Frauenfeld

P. Bruno Brantschen SJ:
Von Butterbrot und Zeitstaub: Für eine realistische Alltagsspiritualität

Manchmal haben wir hohe Erwartungen, wie unser geistliches Leben auszusehen hätte, nehmen uns viel vor – und scheitern nicht selten frustriert. Dazu die Alltagsmystikerin Madeleine Delbrêl: «Wenn Gott für uns ein Butterbrot vorgesehen hat, wir aber ein Menü mit Vor- und Nachspeise verlangen, so werden wir das Butterbrot nicht essen, wozu wir Zeit hätten, und vergeblich auf die halbe Stunde warten, in der wir unser Menü verzehren könnten.» Und so endet der Tag ohne Gebet.

Auf den «Zeitstaub» kommt es oft an, so ein anderes Bild von Delbrêl, nicht auf die grossen Zeitfenster. Und diese feinen Staubpartikel finden sich alleweil in den Zwischenräumen unseres mit Terminen vollen Alltagstrotts. Wie wir mit diesem kostbaren Staub treuhänderisch umgehen und in bare Münze geistlichen Lebens umwandeln können, darum soll es in diesem Workshop gehen.

P. Bruno Brantschen SJ lebt und arbeitet im Lassalle-Haus Bad Schönbrunn. Daneben ist er an der Fachstelle „Seelsorge für Seelsorgende im Bistum Basel“ tätig.

Dr. Gabriele Kieser:
Achtsamkeitsbasierte Persönlichkeitsentwicklung

Was die Tür zur eigenen Kraft zusperrt, zuknallt oder kaum merklich ins Schloss fallen lässt, darin haben die meisten Menschen leider Erfahrung. Viele haben zum Glück auch ihre Strategien, um diese Tür dann wieder aufzuschliessen. Dieser Workshop stellt den Teilnehmenden eine originelle und alltagstaugliche  Methode zur Verfügung, die Tür zur eigenen Kraft zu öffnen.

Dr. Gabriele Kieser ist Theologin, Logotherapeutin, Seelsorgerin für Seelsorgende und Ausbilderin PRH-Persönlichkeitsentwicklung

PD Dr. Markus Lau:
Krise?! Jetzt erst recht! Empowermentstrategien der Gleichnisse Jesu. 

Erfahrungen von Scheitern, fehlender Motivation und das Gefühl, ausgepowert zu sein, gehören von Anfang an zur Lebenswelt und zum Erfahrungsschatz der Jesusbewegung. Nicht wenige Gleichnisse aus der Jesustradition setzen solchen Erfahrungen im Sinne von Empowermentstrategien narrative Kontrapunkte entgegen. Sie predigen dabei weder Weltflucht noch setzen sie auf schlichte Realitätsverweigerung. Vielmehr leisten sie auf kreative Weise Widerstand gegen die scheinbar normative Kraft des Faktischen und laden zu einer neuen Wahrnehmung von Wirklichkeit und letztlich auch zu Gottvertrauen ein.

Diesen jesuanischen Mut-Mach-Erzählungen wollen wir im Workshop nachgehen. Die neutestamentlichen Texte bieten dabei sicher keine Patentrezepte für die Gegenwart, zeigen aber, dass Krisenerfahrungen im Christentum eine lange Tradition haben und es zuweilen im Rahmen des Umgangs mit solchen Erfahrungen auch darauf ankommen kann, die eigene Sicht auf das Erlebte zu prüfen und zu hinterfragen.

PD Dr. theol. habil. Markus Lau vertritt den Lehrstuhl für Neutestamentliche Wissenschaften an der Theologischen Hochschule Chur.

Christoph Walser:
Timeout statt Burnout. Schlüssel zur Selbstsorge

Selbstsorge in unserem komplexen Alltag ist eine tägliche Herausforderung. In diesem Workshop werden Ihnen hilfreiche Strategien gegen Burnout im Spannungsfeld «Arbeitswelt-Zuhause-Eigenwelt» vermittelt. Unverplante Eigenzeit erweist sich als Schlüssel zur Selbstfindung und für die persönliche Spiritualität. Das Einstehen für Freiräume wird heute zur Lebensaufgabe, um die eigene Motivation, Gesundheit und Kreativität auch längerfristig zu erhalten.

Christoph Walser, Coach ZiS, Theologe MA, ist seit über zwanzig Jahren in der Burnoutprävention tätig. Er verbindet Wissen aus der Stressforschung auf originelle Weise mit kreativen Methoden und alltagsorientierter Spiritualität:  www.timeout-statt-burnout.ch

Dr. Gabriela Lischer:
Von der Kunst des richtigen Masses und der Struktur – Orientierungen aus der Benediktsregel

Aus der Spur gefallen, ausgepowert, aufgerieben – selbst wenn sie vor 1500 Jahren zur Entstehungszeit der Benediktsregel bestimmt anders aussah und anders geheissen hat: die Erfahrung gab es auch damals. Die spirituell-agogische Regel inspiriert dagegen ein geerdetes, konzentriertes, strukturiertes und ausbalanciertes, massvolles Leben. Diese Inspiration wollen wir für unser Leben heute nutzbar machen.

Dr. theol. Gabriela Lischer ist Theologin und Gemeindeleiterin im Seelsorgeraum Sarnen.

Thomas Markus Meier wird den Tagungsablauf und wichtige Aspekte aus den Inputs, Diskussionen und Workshops in Cartoons festhalten, die er am Ende der Tagung präsentiert.

 

Tagungsablauf

09.15: Ankommen, Kaffee, Gipfeli

10.00: Begrüssung

10.15: Wenn Gott verloren geht – Empirische Daten zum Erleben von Geistlicher Trockenheit in unterschiedlichen Personengruppen ( Prof. Dr. Arndt Büssing)

10.45: Austauschrunde

11.15: Vom Überleben zum Leben: Pastoralpsychologische Perspektiven für ein gelingendes Leben in der Seelsorge (Prof. Dr. Christoph Jacobs)

11.45: Austauschrunde

12.15: Mittagspause

13.15: Ermächtigt und gestärkt. Empowerment für Seelsorger:innen  (Prof. Dr. Helga Kohler-Spiegel)

13.45: Austausch, Raumwechsel

14.00: Workshop-Phase 1

14.30: Pause, Raumwechsel

14.40: Workshop-Phase 2

15.10: Pause, Raumwechsel

15.15: Schlusspodium

16.00: Comicphase

16.15: Schluss

 

Achtung: Leider muss die Tagung aus organisatorischen Gründen abgesagt werden.

 

 

 

Das Tagungsteam des Pastoralinstituts der TH Chur:

Prof. Dr. Franziskus Knoll OP

Prof. Dr. Christian Cebulj

Prof. Dr. Birgit Jeggle-Merz

Prof. Dr. Hanspeter Schmitt

Andreas Diederen, Fortbildungsbeauftragter
des Bistums Chur

Sekretariat Pastoralinstitut