Jahresbericht Studienjahr 2024/2025 – Entwicklungen
Finanzen
Jahresrechnung 2024/2025
Finanziell wird die TH Chur von der Stiftung Priesterseminar St. Luzi getragen. Die Geldmittel dieser Stiftung stammen zum grössten Teil aus Baurechtszinsen. Seit 2003 bezahlen die kantonalkirchlichen Körperschaften der Bistumskantone sowie der Kanton Graubünden jährlich einen bedeutenden Beitrag. Dazu kommen namhafte Spenden. Die Jahresrechnung der Stiftung Priesterseminar St. Luzi / TH Chur schliesst im Jahr 2024 bei Einnahmen von Fr. 4’045’888.45 und Ausgaben von Fr. 4’502’361.23 wegen einer aussergewöhnlichen Belastung im Rahmen einer Baurechtsparzelle mit einem Aufwandüberschuss von Fr. 456’472.78 ab (Vorjahr Ertragsüberschuss Fr. 21’280.68).
Strukturelles
Zusammenfassung der überarbeiteten Forschungsstrategie der TH Chur
Die Forschungsstrategie der TH Chur orientiert sich an der Hochschulstrategie 2022-2026, in der das Ziel formuliert ist, Forschung zu fördern und sichtbar zu machen. Die Strategie entwirft dabei einen Rahmen für die mittelfristige Entwicklung und Planung aller an der TH Chur zu verwirklichenden Forschungstätigkeiten. Die konkreten inhaltlichen Schritte zur Umsetzung der strategischen Ziele werden in einem Entwicklungsplan beschrieben, der auf unterschiedlichen Ebenen ansetzt, um die Institutionalisierung und Vernetzung von Forschung voranzutreiben.
Die überarbeitete Forschungsstrategie hat vier inhaltliche Schwerpunkte, die darin bestehen, Forschung zu intensivieren, zu profilieren, zu internationalisieren und zu kommunizieren. Zu diesem Zweck macht es sich die TH Chur zur Aufgabe, durch die vermehrte Einwerbung von Drittmitteln die Forschungsaktivitäten der Professorenschaft sowie die Nachwuchsförderung zu stärken und sich im Rahmen von länderübergreifenden Kooperationen international weiter zu vernetzen. Dazu gehört auch die Intensivierung internationaler Austauschprogramme wie MOVETIA, die der Mobilität von Lehrpersonen und Studierenden dienen soll.
In Übereinstimmung mit dem Leitbild der TH Chur soll die an ihr betriebene Forschung durch geeignete Methoden des Wissenschaftstransfers an eine breitere kirchliche und gesellschaftliche Öffentlichkeit vermittelt werden. Mit Blick auf die Erhöhung der wissenschaftlichen Sichtbarkeit sieht die Strategie vor, die Anzahl von Peer-review-Publikationen sowie von Veröffentlichungen in Open-access-Formaten zu erhöhen und die Abfassung von wissenschaftlichen Texten in anderen Wissenschaftssprachen (Englisch, Französisch, Italienisch usw.) zu fördern.
Mit der überarbeiteten Forschungsstrategie verpflichtet sich die TH Chur überdies dazu, im Zuge der Qualitätssicherung alle drei Jahre eine externe Evaluation durchzuführen. Zu diesem Zweck organisiert das Forschungsdekanat zusammen mit einer dafür geeigneten externen Forscherpersönlichkeit eine Klausur, in der überprüft wird, ob die gesteckten Forschungsziele erreicht wurden, die operativen Massnahmen sich bewährt haben und an welcher Stelle eine Anpassung des Forschungsprofils der Hochschule notwendig ist.
Martina Roesner
Michael Fieger
(Forschungsdekane)
Nachhaltigkeitskultur an der TH Chur
Die Theologische Hochschule Chur hat zusammen mit dem Priesterseminar St. Luzi eine gemeinsame Nachhaltigkeitsstrategie verabschiedet. Diese verpflichtet beide Institutionen, künftige Prozesse im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung zu gestalten. Die Strategie orientiert sich an den von der UNO formulierten 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung sowie an der Strategie «Nachhaltige Entwicklung» des Bundes und zieht zentrale Impulse aus der kirchlichen Enzyklika Laudato si’ von Papst Franziskus. Die Strategie benennt konkrete Handlungsfelder und Ziele in den Bereichen Bildung, Personenförderung sowie Infrastruktur und Betrieb. Einer eigens eingesetzten Nachhaltigkeitskommission obliegt es, in Rückbindung mit der Trägerschaft Prozesse anzustossen, diese zu begleiten und in den diversen Arbeitsfeldern der Hochschule das Thema präsent zu halten, um damit die Nachhaltigkeitskultur an der TH Chur zu fördern. Sie tut dies in enger Zusammenarbeit mit Hausdienst, Lehrenden und Studierenden.
Die drei genannten Bereiche orientieren sich an der in der Nachhaltigkeitsdebatte etablierten Unterscheidung zwischen ökologischem Fuss- und Handabdruck: Der Fussabdruck bezeichnet die negativen Auswirkungen menschlichen Handelns auf Umwelt und Klima durch Energieverbrauch, Abfall oder Emissionen. Der Handabdruck hingegen steht für die positiven Wirkungen, die ein Mensch oder eine Institution entfalten kann, indem sie Nachhaltigkeit fördert und zu nachhaltigem Handeln befähigt, motiviert oder inspiriert.
Vor diesem Hintergrund zielt der Bereich Infrastruktur und Betrieb darauf ab, den ökologischen Fussabdruck der Hochschule zu verringern – etwa durch umweltfreundliche Bewirtschaftung oder energiesparende Massnahmen. In den Bereichen Bildung und Personenförderung steht dagegen der Handabdruck im Zentrum: Hier soll durch Lehre, Forschung und Persönlichkeitsbildung ein Beitrag zu gesellschaftlicher Transformation im Sinne nachhaltiger Entwicklung geleistet werden. Alle Massnahmen zusammen sollen zugleich eine lebendige Nachhaltigkeitskultur fördern, die im Alltag spürbar ist.
Erste Projekte wurden im Studienjahr 2024/2025 insbesondere im Bereich der Biodiversitätsförderung angestossen. Ziel ist es, die biologische Vielfalt auf dem Areal langfristig zu fördern. Dabei werden Hochschule und Seminar von der Stiftung und Kompetenzstelle Biodiversität Graubünden (bisher Stiftung Terraviva) unterstützt, die Gemeinden und Bildungsinstitutionen im Kanton Graubünden bei der ökologischen Aufwertung ihrer Flächen begleitet. In Begehungen und Beratungsgesprächen wurde das Potenzial des sonnigen, terrassierten Geländes sichtbar gemacht. Bereits durch gezielte pflegerische Massnahmen – wie selteneres Mähen, Schaffung von Asthaufen und Holzhaufen sowie gezielte Pflanzenauswahl – kann die Artenvielfalt erhöht werden.
Auf einer Testfläche vor der Aula wurde im Herbst 2024 erstmals der Zottige Klappertopf ausgesät. Diese einjährige Pflanze schwächt dominante Gräser und fördert die Entstehung einer Magerwiese, die eine grössere Pflanzenvielfalt aufweist. Parallel dazu wurden Wildbienenhotels eingerichtet, die stängelbrütenden Arten wie der Blauen Mauerbiene ideale Bedingungen bieten. Insektenfreundliche Mähtechniken, gestaffelte Mähzeitpunkte und stehen gelassene Saumstreifen tragen ebenfalls zur Förderung der Artenvielfalt bei. Zur Sensibilisierung der Studierenden wurde im Rahmen einer Lehrveranstaltung zur Schöpfungstheologie ein Biodiversitätsrundgang durchgeführt.
Weitere Massnahmen sind in Vorbereitung. Die TH Chur informiert in einem Blog über die laufenden Projekte: https://thchur.ch/biodiversitaet/. Die Kommission für Nachhaltigkeit erhielt eine grosszügige Anschubfinanzierung von Seiten der Stiftung Freunde und Freundinnen der TH Chur, mit der erste Projekte im Bereich Biodiversität initiiert werden konnten.
René Schaberger
Entwicklungen in der Bildungslandschaft
In den vergangenen ca. zwei Jahren unternahm der Bildungsrat der katholischen Kirche in der Deutschschweiz zusammen mit Projekt- und Arbeitsgruppen aus Universitäten, Ausbildungsstätten und diözesanen Personalabteilungen einen längeren Prozess, um neue Ausbildungsformen für den kirchlichen Dienst zu sondieren und zu entwickeln. Neben dem akademischen Vollstudium (Bachelor/Master), das der reguläre Weg in den kirchlichen Dienst bleibt, ist in diesem Prozess das Gesamtkonzept der «Kirchlichen Studiengänge Seelsorge» entstanden, das von der Deutschschweizerischen Ordinarienkonferenz (DOK) am 19. November 2024 gutgeheissen wurde.
Diese «Kirchlichen Studiengänge Seelsorge» umfassen Studiengänge mit nicht-akademischem Abschluss, die für eine Tätigkeit als Seelsorger:in in der Deutschschweiz qualifizieren. Sie ermöglichen es Personen, die kein akademisches Vollstudium absolvieren können, unter der Voraussetzung von entsprechenden Vorbildungen einen kürzeren Bildungsweg, der einen Zugang zum Pastoralkurs bzw. zur Berufseinführung für den Dienst in der Seelsorge eröffnet.
Nach der Sistierung des früheren Dritten Bildungswegs war bereits vor einigen Jahren (im Bistum Chur und an der Theologischen Hochschule Chur 2016) ein Bischöfliches Studienprogramm eingeführt worden, das sich seitdem bewährt hat. Es ermöglicht Menschen, die bereits über theologische Vorbildung verfügen, ein anderes Studium oder eine andere Ausbildung absolviert haben, meist berufstätig sind, Familie haben und jedenfalls ein fünfjähriges Vollstudium nicht mehr leisten können, eine kürzere Form des Studiums.
Ab dem Herbstsemester 2026 ermöglicht das Gesamtkonzept der «Kirchlichen Studiengänge Seelsorge» zusätzlich zum weiterhin bestehenden Bischöflichen Studienprogramm eine duale Ausbildung. Sie verbindet ein theologisches Studium mit einer Anstellung in der seelsorglichen Praxis. Die studierenden Personen arbeiten bereits während ihres Studiums als «Seelsorger:in in Ausbildung» im Teilzeitpensum in einer seelsorglichen Tätigkeit und werden dabei durch Praxisausbildner:innen begleitet.
Die «Kirchlichen Studiengänge Seelsorge» setzen einen BA- oder Diplomabschluss des RPI, einen qualifizierten Abschluss des Studiengangs Theologie oder eine gleichwertige Ausbildung voraus. Sie dauern bei Vorliegen eines RPI-Abschlusses zwei, bei Abschluss des Studiengangs Theologie drei Jahre, wobei dann das erste Jahr auch auf dem dualen Studienweg ein reines Studienjahr ist, in dem die Studierenden auch weiterhin in ihrem bisherigen Beruf tätig sein können.
Das Studienangebot wird durch alle drei deutschsprachigen Fakultäten der Schweiz angeboten werden.
Weitere Informationen zu den unterschiedlichen Zugangs- und Ausbildungswegen sind auf der Webseite www.studiengang-seelsorge.ch zu finden.
Die Theologische Hochschule Chur wird sich engagiert auf den neuen Studiengang einlassen. Wir freuen uns darauf, weiterhin und vermehrt Menschen mit biografisch sehr vielfältigen Lebenswegen durch ihr Studium zu begleiten. Der Studienort lebt von den reichen Lebenserfahrungen, welche die Studierenden mitbringen!
Eva-Maria Faber
Strategie Gleichstellung
Die Strategie zur Förderung von Diversität, Gleichstellung und Inklusion an der TH Chur operationalisiert die bereits vorhandenen Regelungen des Qualitätssicherungssystems der TH Chur. Dabei geht es um die Förderung und Pflege einer der Qualität in Lehre, Forschung und Administration zuträglichen Vielfalt, die Sicherung von Chancengleichheit und Gerechtigkeit für alle an der TH Chur und in ihrem Kontext Angestellten, Tätigen oder Studierenden sowie die umfassende Integrierung aller Mitglieder der Hochschulgemeinschaft.
Für den Zeitraum zwischen 2025 und 2028 sind die folgenden Massnahmen vorgesehen:
- Überprüfung der Instrumente der Qualitätssicherung der TH Chur hinsichtlich der Ziele zur Förderung von Diversität, Gleichstellung und Inklusion
- Vorbeugung von Missbrauch und Förderung von Diversität, Gleichstellung und Inklusion im Lehrkörper der TH Chur
- Planung und Vertiefung der SAHD-Vernetzung
- Förderung der Vereinbarkeit von Studium, Familie, Beruf
- Förderung von Qualifikations- und Karrierechancen
Informationen aus dem Pastoralinstitut
Im Studienjahr 2024/2025 hat sich das Pastoralinstitut in den Bereichen Forschung, Lehre und Weiterbildung auf vielfältige Weise engagiert:
- Es wurde ein neuer Leitfaden zur Berufseinführung von Seelsorger:innen im Bistum Chur erarbeitet.
- Vom 05.-06. Juni 2025 fand in Kooperation mit dem Europäischen Netzwerk ‹Future for Religious Heritage› und dem Verein ‹Kirchen und Tourismus Schweiz› in der Paulusakademie Zürich die Internationale Forschungstagung «Touristifizierung der Religion oder Spiritualisierung des Tourismus?» statt (https://thchur.ch/tagung-religion-kultur-tourismus/). Sie wurde als Jahrestagung der Schweizerischen Theologischen Gesellschaft (SThG) durchgeführt.
- Vom 02.-03. Juni 2025 wurde Rahmen der Aus- und Weiterbildung in Seelsorge, Spiritual Care und Pastoralpsychologie AWS ein zweitägiges B-Modul zu den Themen Schuld, Scham und Verzeihen als wirkmächtige Begleiter in der Seelsorge angeboten.
- Als Beitrag zur Personal- und Pastoralentwicklung im Bistum Chur wurden diverse Projektbeschriebe erarbeitet.
Personalia
Ernennung Dr. Lisa Kühn (Liturgiewissenschaft)
Am 11. Februar 2025 wurde Dr. Lisa Kühn zur neuen Professorin für Liturgiewissenschaft an der Theologischen Hochschule Chur ab dem Studienjahr 2025/2026 ernannt.
Lisa Kühn wurde am 1. September 1987 in Iserlohn (DE) geboren. Nach dem Studium der Religionspädagogik in Paderborn und der katholischen Theologie in Erfurt war sie Promovendin am Lehrstuhl für Liturgiewissenschaft an der Universität Erfurt. Das Thema ihrer Dissertation lautet: «Das Krankenhaus als Ort der Liturgie. Plurale Feierformen in der Begleitung kranker und sterbender Menschen». Für die Habilitation wechselte Lisa Kühn an den Lehrstuhl für Liturgiewissenschaft der Universität Tübingen, wo sie sich bei einem drittmittelgeförderten Forschungsprojekt mit dem Thema «Liturgische Bildung in der Gegenwart» auseinandersetzt.
Während ihrer Promotion absolvierte Lisa Kühn die Ausbildung zur Pastoralreferentin im Bistum Münster und arbeitete in diesem Beruf. Im Rahmen ihrer derzeitigen beruflichen Tätigkeit ist Lisa Kühn noch u. a. als persönliche Referentin des Osnabrücker Weihbischofs Johannes Wübbe, als Diözesanreferentin für Liturgie und als Ausbildungsleiterin für den Ständigen Diakonat im Bistum Osnabrück tätig. In der akademischen Lehre hat sie wertvolle Erfahrungen am Campus für Theologie und Spiritualität Berlin zu zeitgenössischen Feierformen des Heiligen sowie an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Tübingen gesammelt. Dort wirkte sie unter anderem im Hauptseminar «Ganz grosses Theater: Ritual, Liturgie und Inszenierung» mit und unterrichtete Grundkurse zur Einführung in die Liturgiewissenschaft.
Die Theologische Hochschule Chur gratuliert Lisa Kühn zur Ernennung und freut sich, dass mit ihr eine junge, aufstrebende Wissenschaftlerin gewonnen werden konnte, die sich aufgrund ihrer bisherigen Forschungs- und Lehrtätigkeit bestens in die akademische Arbeit an der TH Chur einbringen kann. Ihre wissenschaftlichen Schwerpunkte und ihre vielfältigen Erfahrungen in Seelsorge und liturgischer Praxis sind beste Voraussetzungen für eine fundierte und praxisorientierte Ausbildung der Studierenden in den verschiedenen Bereichen der Liturgiewissenschaft.
Emeritierung von Prof. Dr. Birgit Jeggle-Merz
Im Jahr 2006 wurde Birgit Jeggle-Merz als Professorin für Liturgiewissenschaft an die Theologische Hochschule Chur berufen. Sie hatte nach dem Studium der Katholischen Theologie in Bonn und Freiburg i.Br. an der Philosophisch-Theologischen Hochschule der Salesianer Don Boscos in Benediktbeuern bei Prof. Dr. Dr. h.c. Angelus Häussling im Fach Liturgiewissenschaft promoviert (1995). Vor ihrer Berufung in die Schweiz war sie von 2001 bis 2006 Akademische Rätin am Lehrstuhl für Dogmatik und Liturgiewissenschaft in Freiburg i.Br.
Eine Kooperation mit der Theologischen Fakultät der Universität Luzern hatte das Modell einer Doppelprofessur entwickelt, so dass Birgit Jeggle-Merz gleichzeitig auf den Lehrstuhl für Liturgiewissenschaft in Chur und auf den Luzerner Lehrstuhl für Liturgiewissenschaft berufen wurde. Birgit Jeggle-Merz liess sich höchst engagiert auf diese doppelte Beanspruchung ein und trug neben der Lehre an beiden Fakultäten auch die jeweiligen hochschulpolitischen Prozesse mit.
Unter den verschiedenen Ausprägungen der Liturgiewissenschaft – eine mehr historische, eine mehr systematische oder eine mehr praktische Zugangsweise – legt Birgit Jeggle-Merz einen Schwerpunkt auf die praxisbezogene und praxisnahe Aufgabe der Liturgiewissenschaft. Es ist ihr ein Anliegen, das konkrete liturgische Feiern zu beleuchten und zu erschliessen, es an der lex orandi zu messen sowie kritisch an ästhetischen Kriterien zu reflektieren, nicht zuletzt, um dadurch Orientierungen für die Gestaltung zu geben. Diese Fragestellungen brauchen historische Tiefe und systematische Reflexion, aber die Sinnrichtung gilt dem liturgischen Tun.
Umso mehr lag es ihr, über das akademische liturgiewissenschaftliche Curriculum hinaus Übungsfelder für die liturgische Praxis anzubieten und zudem in der Vorbereitung vieler liturgischer Feiern mitzuwirken und Studierende dabei aktiv einzubeziehen. Insbesondere in den Wort-Gottes-Feiern wurde erfahrbar, wie breit die mögliche Palette ist und wie es gelingen kann, eine Feieratmosphäre zu schaffen, die in die Gottesbegegnung führt.
Birgit Jeggle-Merz betreute zahlreiche Qualifikationsarbeiten; sie war Teil des Leitungsteams für das Pastoralinstitut der TH Chur und zeitweise dessen geschäftsführende Leiterin. In diesem Rahmen setzte sie sich unter anderem für die Kooperation mit dem Kirchenmusikverband ein.
Von 2007 bis 2020 und nochmals von 2021 bis 2023 war sie Studiendekanin und sorgte in dieser Funktion für sorgfältig geführte Studierendendossiers und für effizient gestaltete Studienwege. Dabei hatte sie immer ein offenes Ohr für die Anliegen der Studierenden.
Die Theologische Hochschule Chur dankt Birgit Jeggle-Merz für ihr grosses und verlässliches Engagement an der TH Chur und wünscht ihr zur Emeritierung spürbare Entlastung und Freude an den neuen Freiräumen.
Weitere Informationen zum Anlass sowie eine gekürzte Fassung der Abschiedsvorlesung finden Sie hier.
Prof. Dr. Franziskus Knoll OP in Ethikkommission der Deutschen Gesellschaft für Pflegewissenschaft berufen
Prof. Dr. Franziskus Knoll OP wurde als Mitglied in die Ethikkommission der Deutschen Gesellschaft für Pflegewissenschaft für die Amtsperiode von 2025-2028 berufen. Die Ethikkommission der DGP ist fester Bestandteil pflegewissenschaftlicher Forschung in Deutschland. Sie ist ein unabhängiges Gremium, das Wissenschaftler:innen speziell in ethischer und rechtlicher Hinsicht bei ihren Forschungsvorhaben berät.
Demission: Prof. Dr. Markus Lau, Lehrstuhl für Neutestamentliche Wissenschaften
Prof. Dr. Markus Lau war seit dem Frühjahrssemester 2023 anfänglich als Vertreter des Lehrstuhls für Neutestamentliche Wissenschaften an der Theologischen Hochschule Chur tätig und wurde im Herbst desselben Jahres offiziell zum Professor ernannt. Seine Forschungsperspektive vereint exegetische Präzision mit bibelpastoralem Engagement.
Markus Lau ist 1977 in Meppen (DE) geboren, studierte Theologe in Münster, promovierte an der Universität Freiburg (Schweiz) mit einer Arbeit zum Markusevangelium. Die Habilitation erfolgte an der Universität Mainz. Auf das Herbstsemester 2025 erhielt Markus Lau den Ruf an die Universität Würzburg.
Die Theologische Hochschule Chur dankt Markus Lau herzlich für seine vielfältige und fachlich profunde Mitwirkung in Lehre, Forschung und Hochschulentwicklung insbesondere in seiner Tätigkeit als Studiendekan. Für seinen weiteren beruflichen Weg wünschen wir ihm alles Gute, Freude und Erfolg.
Verstorben: Zum Gedenken an Thomas Egloff
Am 14. Mai 2025 verstarb in Zuchwil Thomas Egloff, der von 1982 bis 1993 und 1995 bis 1999, zuerst als Lehrbeauftragter, nach 1984 als Dozent, an der Theologischen Hochschule Chur Liturgiewissenschaft dozierte. Zudem wirkte er zwischen 1995 und 1999 als Lehrbeauftragter für Kunstgeschichte. Als Theologe und Kunstgeschichtler (er hatte in Fribourg Theologie studiert und das Lizentiat erworben; zudem studierte er von 1972 bis 1978 Kunstgeschichte an der Universität Zürich) war er für beide Fächer qualifiziert und war ihm die Verschränkung dieser Disziplinen ein grosses Anliegen.
Nebst pastoraler Tätigkeit war Thomas Egloff von 1981 bis 1997 Leiter des Liturgischen Instituts für die Deutschschweiz. Seine diesbezüglichen Verdienste würdigt Martin Klöckener auf der Internetseite des Liturgischen Instituts.
In den Jahren als Dozent für Liturgiewissenschaft übernahm Thomas Egloff Mitverantwortung für die praktische liturgische Ausbildung jener, die sich auf den kirchlichen Dienst vorbereiteten, und war wegen seiner anschaulichen, an Beispielen orientierten Lehrweise geschätzt.
P. Ludwig Ziegerer erinnert sich:
«Thomas Egloff hat uns in seiner ruhigen und sehr spirituellen Art in die Liturgiewissenschaft sowie in die praktische Liturgie eingeführt. Jede Veranstaltung eröffnete er mit einem Gebet aus dem reichen Schatz der liturgischen Tradition. Er war in der Liturgie daheim, aus ihr schöpfte er die Kraft im geistlichen Leben. Er hat uns stets ermuntert, Teile der Liturgie zu singen und oftmals hat er es uns vorgemacht. Gerade den Antwortpsalm, der damals nur zögerlich zum Zug kam im Gemeindegottesdienst, machte er uns beliebt. «Welche Kraft hat doch ein Psalm im Gegensatz zur Reimserei aus dem 19. Jahrhundert», pflegte er zu sagen. Er wollte uns mit der Schönheit der Liturgie vertraut machen. Er verstand es aufzuzeigen, wie sich Gottesdienstformen entwickelten und auch veränderten. So lehrte er uns einerseits Respekt vor dem Gewachsenen und andererseits zeigte er uns Möglichkeiten, wie wir Liturgie kreativ und ansprechend gestalten können. Man muss nicht alles neu erfinden, sondern viel mehr die gegebenen Freiräume zum Gestalten nutzen, war seine Devise. Mit den Priesteramtskandidaten übte er den Altardienst ein. Und wenn Studentinnen an den Übungen teilnehmen wollten, wies er sie nicht ab, sondern liess sie mitmachen. Ja, er freute sich, wenn eine von ihnen die Präfation schöner sang als alle Priesteranwärter.»
Thomas Egloffs Engagement galt auch der Tradition des «Dies orientalis», der über viele Jahre hinweg an der TH Chur begangen wurde, um die byzantinische Liturgie nahezubringen. Thomas Egloff war es ein Anliegen, dass dieser «Dies orientalis» mit Vorträgen über ostkirchliche Themen und durch die Feier der Liturgie im byzantinischen Ritus einen Beitrag für das bessere Verständnis der Kirchen des östlichen Ritus leistet. Die heutige Spitalseelsorgerin Karin Oertle erinnert sich gern an diese Anlässe am St.-Luzi-Tag, den sie als einen Höhepunkt des Studienjahres empfand.
Prof. Dr. Eva-Maria Faber, Rektorin
Verstorben: Zum Gedenken an Prof. Ernst Spichtig
Am 6. Januar 2025 verstarb in Sachseln der ehemalige Professor für Pastoraltheologie und Honorarprofessor der Theologischen Hochschule Chur und Spiritual des Priesterseminars St. Luzi Ernst Spichtig.
Ernst Spichtig wurde 1934 in Sachseln geboren und studierte in Chur Theologie. Seine Vikarsjahre absolvierte er in Altdorf. Danach qualifizierte er sich in Freiburg und München durch ein Soziologiestudium und ein Lizentiat in Theologie weiter und wirkte dann von 1970 bis 1995 als Professor für Pastoraltheologie. Wie Franz Annen 1995 zur Demission von Ernst Spichtig erinnert, war für dieses Fach einige Aufbauarbeit zu leisten, da es im Fächerkanon zuvor nur geringe Bedeutung hatte und erst durch die Impulse des Konzils und den Einbezug der Humanwissenschaften Aufwertung und Ausweitung erfahren hatte. Ernst Spichtig habe es mit seinem sensiblen Gespür für Lebensvorgänge und seinen guten Kontakten zur Seelsorge verstanden, wissenschaftliches Nachdenken mit praktischem Sinn zu verbinden.
In zahlreichen Engagements (z.B. in der Pastoralplanungskommission und der Theologischen Kommission der SBK, in der Kommission «Kirche im Tourismus», beim Ranftseminar, beim IFOK) setzte sich Ernst Spichtig für die Gestaltung kirchlichen Lebens ein. Dabei war es ihm wichtig zu beachten, dass «jede Zeit ihre eigene Art hat, Fragen zu stellen und Antworten zu formulieren». In einem Beitrag über Aufbruchsbewegungen von 1990 kreist er um notwendige Entwicklungen hin zu einer stärker geschwisterlichen Kirche, nicht ohne jene zu vergessen, die eher als Einzelgänger unterwegs sind. Dass in der Kirche alle einen Platz haben sollen, war ihm ein grosses Anliegen.
Nach seiner Demission 1995 wurde Ernst Spichtig als Seelsorger in der Pfarrei Liebfrauen in Zürich tätig.
Als sich das Priesterseminar St. Luzi in Chur vor 25 Jahren ein neues Konzept gab, ging es auch darum, einen Spiritual für die angehenden Priesteramtskandidaten zu suchen. Fündig wurde das Seminar in Ernst Spichtig, dem emeritierten Pastoraltheologen und damaligen Vikar an der Liebfrauenkirche Zürich. Volle fünf Jahre, von 2001 bis 2005, war Ernst Spichtig den Studierenden ein behutsamer Begleiter auf ihre Berufungsweg, bevor er mit 70 Jahren in Pension ging.
Ernst Spichtig hatte Zeit und schenkte Zeit. Zuerst war er einfach da, lebte zwei Tage pro Woche im Haus und war selbstverständliches Mitglied der Hausgemeinschaft. Er lebte so, dass er gefragt wurde. Es waren die informellen Kontakte, über die er das Vertrauen der Studierenden, der Professorenschaft und der Angestellten gewann. Wer darüber hinaus bei Ernst Spichtig anklopfte und eine geistliche Begleitung suchte, begegnete einem weisen Seelsorger und behutsamen Begleiter und wurde ermutigt, den ihm von Gott zugedachten Weg zu suchen und zu finden. Sein Sinn für Literatur, bildende Kunst und Musik bereicherten seine geistlichen Impulse, Einkehrtage und Predigten. Gerne beendete er ein Gespräch mit einem Witz oder einer feinen Anekdote. Ernst Spichtig war ein humorvoller Spiritual.
Als Spiritual brachte sich Ernst Spichtig nach 2001 auch in das entstehende Pastoralinstitut der TH Chur ein. Seine langjährige Tätigkeit an der TH Chur würdigte die Hochschule damit, dass sie ihn 2002 zum Honorarprofessor ernannte.
Franz Annen formulierte zum Abschied von Ernst Spichtig 1995 die Zuversicht, dass er als «feinfühliger, liebenswürdiger Lehrer mit grosszügiger Weite und lebensnaher Aufgeschlossenheit» in Erinnerung bleiben werde. Als ich am 7. Januar 2025 Ingrid Krucker-Manser, Leiterin des Regensamtes im Bistum St. Gallen, mitteilte, dass Ernst Spichtig verstorben sei, sagte sie spontan: «Er ist so ein feiner Mensch gewesen.»
Für die Theologische Hochschule Chur:
Eva-Maria Faber, Rektorin
Für das Priesterseminar St. Luzi:
Josef Annen, ehemaliger Regens; Daniel Krieg, Regens
Verstorben: Zum Gedenken an P. Gregor Jäggi OSB
Am 24. Juli 2025 verstarb in Einsiedeln Pater Dr. Gregor Jäggi OSB, der von 2012 bis 2022 als Lehrbeauftragter an der Theologischen Hochschule Chur Kirchengeschichte dozierte. Als Kirchenhistoriker hatte er sich mit Publikationen zum Bistum Basel einen Namen gemacht, und natürlich auch mit Studien über das Kloster Einsiedeln, als dessen Archivar er fungierte. Zu seiner Geschichte des Bistums Basel bemerkte Iso Baumer treffend: «Ich glaube, man hätte kaum einen besseren Autor gefunden, der die gewaltige Masse an Literatur so souverän und elegant gemeistert hätte wie Gregor Jäggi». Diese Fähigkeit zur klugen Auswahl und Einordnung machte ihn auch zu einem hervorragenden Lehrer der Kirchengeschichte.
Als Lehrbeauftragter an der TH Chur erschloss er Studierenden die neuere Kirchengeschichte in einer sehr facettenreichen Weise. Das 19./20. Jahrhundert kam ihnen ebenso nahe wie die Kirchen anderer Kontinente. In Erinnerung ist mir, wie eine Studentin seine Vorlesungen würdigte: Sie seien hilfreich, um die Gegenwart zu verstehen.
Studierende ächzten manchmal, weil Pater Gregor ihnen viel «Material» zumutete und die entsprechende Lektüre erwartete. Dadurch vermittelte er nicht nur viel Wissen, sondern förderte bei den Studierenden die Kompetenz, in kirchengeschichtlichen Kategorien zu denken.
Claude Bachmann und René Schaberger erinnern sich sehr gut an eine Vorlesung über das 20. Jahrhundert. P. Gregor habe theologisch sachlich und fundiert einen Zugang zu den Herausforderungen dieser Zeit eröffnet. Seine Darstellung sei jeweils sehr ausgewogen und nie polemisch gewesen. Er habe dabei z.B. auch einen sehr menschlichen Zugang zu den Päpsten und ihren Wirkungskontexten ermöglicht.
Die Theologische Hochschule Chur gedenkt ihres ehemaligen Lehrbeauftragten mit Dankbarkeit und Respekt. Möge er seine Erfüllung im Leben Gottes als Ziel aller Geschichte finden.
Prof. Dr. Eva-Maria Faber, Rektorin