Entwicklungen
Mit dem Prozess der Re-Akkreditierung durch den Schweizerischen Akkreditierungsrat und die Überprüfung des Leitbilds der TH Chur war das Studienjahr 2021/22 geprägt von für die Institution äusserst wichtigen strukturellen Entwicklungen. Auch betreffend Personalia befindet sich die TH Chur in einem Umbruch.
Finanzen
Jahresrechnung 2021/ 2022
Finanziell wird die TH Chur von der Stiftung Priesterseminar St. Luzi getragen. Die Geldmittel dieser Stiftung stammen zum grössten Teil aus Baurechtszinsen. Seit 2003 bezahlen die kantonalkirchlichen Körperschaften der Bistumskantone sowie der Kanton Graubünden jährlich einen bedeutenden Beitrag. Dazu kommen namhafte Spenden. Im Jahr 2020 schloss die Jahresrechnung der Stiftung Priesterseminar St. Luzi, die finanzielle Trägerin der TH Chur ist, bei Einnahmen von CHF 3’006’920.87 und Ausgaben von CHF 3’146’151.81 mit einem Verlust von CHF 139’230.94 ab.
Strukturelles
Akkreditierungsverfahren 2020-2022
Die Qualität von Forschung und Lehre wird im akademischen Bereich so wie in vielen anderen Sparten mittels von Akkreditierungsverfahren überprüft und gesichert. Solche Qualitätssicherungsprozesse sind auch für die TH Chur von Bedeutung.
2006 erlangte die TH Chur erstmals den Status einer gemäss Schweizerischem Hochschulgesetz (HFKG) akkreditierten universitären Institution. Eine solche Akkreditierung wird für jeweils sieben Jahre gesprochen; die Geltungsdauer der zweiten Akkreditierung von 2013 wurde bis Ende 2022 verlängert. Im Frühjahr 2020 reichte die TH Chur beim Schweizerischen Akkreditierungsrat das Gesuch für ein erneutes Akkreditierungsverfahren ein. Nach der Zulassung zum Verfahren und den entsprechenden Kontakten zur gewählten Akkreditierungsagentur AAQ konnte am 29. Oktober 2020 ein neues Akkreditierungsverfahren eröffnet werden. Aufgrund einer Kooperation der AAQ mit der im kirchlichen Bereich zuständigen Akkreditierungsagentur AVEPRO war es möglich, das staatlich und das kirchlich relevante Akkreditierungsverfahren zusammenzuführen.
Konstitutiv für ein Akkreditierungsverfahren ist ein von der akademischen Institution selbst angefertigter Selbstbeurteilungsbericht, der sich an den im Hochschulgesetz formulierten Standards orientiert. Auf dieser Basis erfolgen eine Vor- und eine Vor-Ort-Visite eines im Vorhinein bestimmten Gruppe von Gutachtern und Gutachterinnen.
Für die Entwicklung der Hochschule waren im laufenden Verfahren sowohl die Selbstbeurteilung als auch die Beurteilung von aussen, durch eine kompetente Expertise von externen Gutachtern und Gutachterinnen, ein anspruchsvoller und bereichernder Prozess. Im Innenbereich kamen die verschiedenen Tätigkeits- und Organisationsbereiche auf den Prüfstand: Lehre und Forschung, Hochschulleitung, Studienorganisation, Forschungsstrukturen, Qualitätssicherungssystem, Reglemente, Strategien und Öffentlichkeitsarbeit usw. Entwicklungsbedarf war zu identifizieren, Stärken waren zu profilieren. Es gelang, in diesen Prozess möglichst viele Akteure einzubeziehen: Hochschulkonferenzen befassten sich mit den anstehenden Fragen ebenso wie Studierendengruppen bei Business-Lunches, einzelne Punkte wurden in Kommissionen ebenso wie in bilateralen Gesprächen besprochen. Eine Steuerungsgruppe führte die Ergebnisse zusammen.
Aufschlussreich waren die Begegnungen mit den Gutachtern und Gutachterinnen am 28. März 2022 in der Vorvisite und am 2./3. Mai 2022 in der Vor-Ort-Visite. Für diese Vor-Ort-Visite waren Gespräche mit verschiedenen, auch externen Personengruppen (z.B. mit akademischen Partnerinstitutionen oder diözesanen Verantwortungsträgern) vorgesehen. Die Rückmeldungen der Gutachter und Gutachterinnen, die mündlich und schliesslich in einem Expertenbericht erfolgten, halten der Hochschule einen aufschlussreichen externen Spiegel vor Augen.
Der definitive Akkreditierungsentscheid des Schweizerischen Akkreditierungsrates ist für den Herbst 2022 zu erwarten, und wird mit Empfehlungen und Auflagen für die Weiterentwicklung verbunden sein. Für das kirchliche Akkreditierungsverfahren ist eine Rückmeldung voraussichtlich erst später zu erwarten.

„Never Ending Story“ – Leitbild und Leitbildprozess an der TH Chur
Es gehört heute nicht nur zum guten Ton, es ist vielmehr ein Muss jeglicher Institutionen und Verbände, ein Leitbild zu entwickeln und es offensiv zu kommunizieren. Damit wird deutlich gemacht, wie man sich als Institution bezüglich der eigenen Aufgaben und Arbeit versteht, worin das Eigentliche und Sinnstiftende dieser Arbeit liegt und in welcher Weise man sie im Hinblick auf die jeweiligen Interessenten und Adressaten sowie intern verwirklichen will. Weil aber Institutionen und ihre Aufgaben dynamisch sind – denn ihre Quellen und Kontexte sind stets im Wandel begriffen – hört dieser Prozess der Formulierung und Reflexion des eigenen Leitbildes nie auf. Schon deshalb: Never Ending Story!
Als ich 2007 an die Theologische Hochschule Chur kam, schien dieser Prozess jedoch zunächst abgeschlossen: Längst war die bedrückende Phase ihres zeitweiligen Niedergangs, der durch das Leitungsversagen des damaligen Bischofs Haas verursacht war, überwunden. Die diözesanen Räte und Seelsorgenden bekannten sich eindrücklich zum Fortbestehen der Hochschule, woraufhin im Jahr 2000 die Ausbildungskommission der Diözese dem Churer Bischofsrat eine Einschätzung möglicher wie notwendiger Perspektiven ihrer Entwicklung vorlegte. Darin waren nicht nur zahlreiche Gründe für ihr Fortbestehen aufgelistet, sondern zudem zentrale Anhaltspunkte für eine innovative Zukunft der Hochschule beschrieben.
Auch das motivierte die Lehrenden sowie die in und für die TH Chur Verantwortlichen zu deutlichen Reformen, zu denen nicht zuletzt die Erarbeitung eines neuen Leitbildes zählte: „Pastorale Ausrichtung bei Wahrung der akademischen Qualität“, so lautete prägnant der Markenkern dieser Neuorientierung. Und er inspirierte auf Jahre hin Selbstverständnis und Praxis der TH Chur. Konkreter Ausdruck dieser gezielten Fokussierung der Verbindung von theologischer Wissenschaft mit seelsorglicher Praxis war unter anderem im Jahr 2003 die Gründung des Pastoralinstituts der TH Chur, das seither den Reflexions- und Bildungsbedürfnissen der pastoralen Akteure der Diözese aus wissenschaftlicher Perspektive Rechnung trägt.
Wie gesagt: Never Ending Story! Denn auch dieses, aus der Krise geborene und in eine theologisch fruchtbare Zukunft führende Leitbild wurde permanent bezüglich seiner Triftigkeit und Wirkung auf den Prüfstand gestellt: Wie ist es näherhin zu verstehen? Inwiefern hält es wissenschaftlich-methodischen, theologischen und kirchlichen Qualitätskriterien stand? Bringt es ausreichende Konsequenzen für Lehre, Forschung und die institutionelle wie personelle Ausgestaltung der Hochschule hervor? Als fachlicher Ausdruck dieser steten Reflexion und Erörterung unseres Leitbildes kann der 2012 veröffentlichte sogenannte Leitbildband der TH Chur gelten: „Lebenswelt und Theologie. Herausforderungen einer zeitsensiblen theologischen Lehre und Forschung“.
Doch die besagte Geschichte war auch an dieser Stelle nicht zu Ende. Jüngster Anlass für eine umfassende Orientierung bezüglich dessen, was wir als Theologische Hochschule sind, was uns kennzeichnet und spezifisch bewegt, war die regulär anstehende Neuakkreditierung unserer Institution als staatlich anerkannte universitäre Einrichtung. Es lag im Zuge dieser staatlichen Überprüfung nahe, auch über das alte, den Routinen des Hochschulalltags ausgesetzte Leitbild wieder methodisch ins Gespräch zu kommen.
In dieses Gespräch kamen 2019 zunächst die Kolleginnen und Kollegen des Professoriums. In einer Klausurtagung machten sie sich über eine allfällige Neu-, Anders- oder Reformulierung dieses Leitbildes Gedanken. Erlebbar wurde dabei zunächst, dass institutionelle Leitbilder, werden sie kommunikativ initiiert, eben nicht allein eine identitätsbeschreibende Wirkung nach innen und nach aussen haben. Zugleich ermöglichen sie inhaltliche wie mentale Identifikationen mit der Institution! Ihre Identität ist ja erst dann gestiftet und aufgebaut, wenn sie für die darin handelnden Personen begründbar erscheint.
Jedenfalls kam es mittels dieses kommunikativen Erwägens und Ringens um ein zeitgerechtes wie sinnvolles Verständnis der gemeinsamen Sache und Aufgabe zu eindrücklichen kontextuell wie theologisch informierten Erörterungen. Im Kern ging es um die umfassend begriffene Relevanz unserer Hochschule als theologischer Bildungs- und Reflexionsstätte: Wie muss sich die TH Chur im gesellschaftlichen und im kirchlichen Kontext der Schweiz und über diesen Kontext hinaus aufstellen und verstehen, dies besonders angesichts brisanter gesellschaftlicher wie kirchlicher Herausforderungen und angesichts der virulenten Bedürfnisse konkreten menschlichen Daseins. Das führte zunächst zu dem Beschluss, unser altes Leitbild nicht einfach zu „begraben“, sondern es entlang dieser Erkenntnisse produktiv zu modifizieren.
Dann aber kam „Corona“! Damit lag notgedrungen der Fokus allen institutionellen Handelns auf den der Pandemie geschuldeten aktuellen Massnahmen, um Lehre und Forschung, Miteinander und Administration auch in dieser Zeit qualitativ zu gewährleisten. Der begonnene Leitbildprozess musste also vertagt werden – eben Never Ending Story! Wieder aufgenommen wurde er, als pandemisch mehr Luft war, genau gesagt 2021 kurz vor Beginn der ins Haus stehenden Akkreditierungsereignisse, sprich es drängte schlicht die Zeit: In zwei weiteren Klausuren wurde an den Beschluss angeknüpft, vor dem Hintergrund des alten Leitbildes eine gründliche Modifizierung und Neuformulierung zu erzielen. Ergebnis war das nun geltende, auch in diesem Jahresbericht dokumentierte erneuerte Leitbild der TH Chur inklusive einer aufs Konkrete zielenden Hochschulstrategie, womit die besagte Geschichte doch noch zu einem guten Ende gekommen scheint.
Aber der Schein trügt! Denn so interaktiv und substanziell dieser Prozess auch gestaltet war, so unvollkommen ist er, wenn das gewonnene Leitbild Papier bleibt und nicht das Handeln, Denken und Selbstverständnis aller in und mit unserer Hochschule verbundenen Gruppen erreicht. Immerhin waren wegen der verknappten Zeit lediglich die Professorinnen und Professoren daran beteiligt, was für eine sich paritätisch verstehende Institution eigentlich ein Unding ist. Deshalb besteht Einigkeit, dass es in naher Zukunft darum gehen muss, für alle Ebenen und Gruppen einbeziehende Interaktionen zu ermöglichen, sprich diverse Wahrnehmungs- und Gesprächsprozesse anzuregen, in denen das jetzt favorisierte, reformulierte und der Institution zugrunde gelegte Leitbild erwogen, kritisch kommentiert und nötigenfalls ergänzt werden kann.
Also gilt schlussendlich doch: Es bleibt eine nicht endende, stetig fortzuschreibende Geschichte der Selbstvergewisserung und Überprüfung dessen, wer wir als Theologische Hochschule Chur in Kirche und Welt sind, was wir in unseren Kontexten Menschen anzubieten haben und ob wir dieses Angebot relevant, fachkundig und menschendienlich gestalten. Gerade um dieser Menschen willen ist es notwendig und lohnend, eine solche selbstkritische Reflexion mit ihnen und untereinander permanent zu betreiben.
Das Leitbild und die Hochschulstrategie finden Sie hier.
Prof. Dr. Hanspeter Schmitt
Personalia
Wechsel von Prof. Dr. Hildegard Scherer an die Universität Duisburg-Essen
Zu Beginn des Frühjahrssemesters 2022 erhielt Prof. Dr. Hildegard Scherer einen Ruf an die Universität Duisburg-Essen in Deutschland, den sie angenommen hat und schliesslich auf den 01. April 2022 ihren Dienst angetreten hat.
Seit Beginn des Studienjahrs 2015/16 war Hildegard Scherer zunächst als Lehrstuhlvertreterin, ab Oktober 2019 als Professorin für Neutestamentliche Wissenschaften an der TH Chur tätig. Sie hat sich sowohl als kompetente Hochschullehrerin wie als breit vernetzte Forscherin sehr zum Wohl unserer Hochschule engagiert. Auch in der Selbstverwaltung der TH Chur hat sie sich als Forschungs- und Studiendekanin grosse Verdienste erworben.
Prof. Dr. Hildegard Scherer wurde Ende März im Rahmen der Hochschulkonferenz verabschiedet.
Die Lehrveranstaltungen im weiteren Frühjahrssemester übernahm dankenswerterweise PD Dr. Markus Lau von der Universität Fribourg.
Zur Emeritierung von Prof. Dr. Manfred Belok eine Laudatio von Christian Cebulj
Glaube und Struktur: Zwei Brennpunkte einer pastoraltheologischen Ellipse Abschiedsvorlesung von Prof. Dr. Manfred Belok
Am 2. Juni 2022 hielt der langjährige Pastoraltheologe unserer Hochschule vor zahlreich erschienenem Publikum seine Abschiedsvorlesung. Rektor Christian Cebulj begrüsste eingangs als Ehrengäste Beloks Ehefrau und drei der vier Töchter, sowie als Emeriti Albert Gasser (Sarnen) und Walter Kirchschläger (Luzern). Von der Nachbarfakultät Luzern waren Franziska und Adrian Loretan und Markus Ries anwesend, aus Freiburg/Br. der Kollege Bernhard Spielberg. Aus dem Kreis der AG Praktische Theologie Schweiz wurden ihr derzeitiger Präsident Salvatore Loiero (Fribourg) sowie der Leiter des SPI St. Gallen, Arnd Bünker, begrüsst. Auch der Lehrkörper und Studierenden der TH Chur waren zahlreich erschienen.
Cebulj betonte, dass eine Abschiedsvorlesung ist ein besonderer Anlass im akademischen Leben einer Fakultät sei. Im Falle der Theologischen Hochschule Chur lagen die beiden letzten Abschiedsvorlesungen 12 bzw. 5 Jahre zurück, als alt Rektor und Neutestamentler Franz Annen sowie der Philosoph Heinrich Reinhardt verabschiedet wurden. Cebulj nahm Bezug auf das „Platinum Jubilee“ zum 70. Thronjubiläum von Queen Elisabeth II, das am selben Tag in London stattfand. 70 Jahre auf dem Thron würden in einer Monarchie als Erfolgsgeheimnis und Garant für Stabilität gelten, für Professorinnen und Professoren sei eine so lange Amtszeit allerdings kein erstrebenswertes Vorbild.
Manfred Belok wurde 1952 in Schüttdorf/Niedersachsen geboren. An der Universität Münster erwarb er 1979 das Diplom in Kath. Theologie, 1981 das Diplom in Pädagogik. 1985 folgte ebenfalls in Münster die pastoraltheologische Dissertation bei Dieter Emeis zum Thema „Humanistische Psychologie und Katechese. Möglichkeiten und Grenzen der Rezeption der Anthropologie Carl R. Rogers’ für eine diakonisch verstandene kirchliche Erwachsenenbildung, dargestellt an der ehevorbereitenden und ehebegleitenden Bildung“. Im Anschluss an die Promotion war Manfred Belok einige Jahre als Referent für Kirchl. Ehevorbereitung und als Pastoralreferent in der Pfarrei-Seelsorge tätig, bevor er von 1983-1999, also 16 Jahre lang, als Referent für die berufsbegleitende Fortbildung im Bistum Limburg tätig war. 1999 erfolgte die Berufung zum Professor für Pastoraltheologie und Theologie der Verkündigung an der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen, Abt. Paderborn, von wo aus er 2003 an die Theologische Hochschule Chur wechselte. In den 19 Jahren bzw. 38 Semestern an der TH Chur hat Manfred Belok nicht nur sein Fach vertreten, sondern war viele Jahre auch Leiter des damals neu gegründeten Pastoralinstituts. Neben seiner Tätigkeit an unserer Hochschule war Manfred Belok gut mit der pastoraltheologischen Community im deutschsprachigen Raum vernetzt. Seit 1985 ist er Mitglied, seit 1991 Beiratsmitglied der Deutschsprachigen AG für Pastoraltheologie, deren stv. Vorsitzender er 2008-2013 war. In der Schweiz war Belok seit 2003 Mitglied der AG Praktische Theologie.
Im Spiegel seiner Schriften zeigt sich, dass die pastoraltheologischen Fragen rund um Ehe und Familie, um eine glaubens- und lebensförderliche Pastoral bei Trennung, Scheidung und Wiederheirat, also das grosse Feld der Beziehungspastoral einer von Beloks thematischen Schwerpunkten war. Manche erinnern sich noch an seinen Auftritt im Februar 2019 in den „Sternstunden Religion“ des Schweizer Fernsehens, wo Belok unter der Moderation von Norbert Bischofberger eine vermittelnde theologische Position zur Frage nach einer „Ehe für alle“ einnahm und viel Zuspruch dafür erhielt.
Dein zweiter Themenschwerpunkt waren und sind kirchliche Strukturfragen. Dass es dabei nicht nur um längst fällige Reformen, sondern immer auch um die „Ermutigung“ geht, „Kirche heute zu leben“, wie ein gemeinsam von Belok mit Helga Kohler-Spiegel herausgegebenes Buch lautet, das betonte Rektor Cebulj in seiner Laudatio. Beloks Kirchenkritik sei nie destruktiv gewesen, sondern immer von dem Gedanken getragen, dass ‚Kirche als pastorales Unternehmen‘, um einen weiteren Buchtitel zu zitieren, die Biografie glaubender Menschen und ekklesiologische Fragen zusammenbringen müsse. Als Abschiedsgeschenk erhielt der passionierte Schwimmer Manfred Belok ein Badetuch mit der Aufschrift „1 Quadratmeter Himmelreich“, um sich auch nach seiner Emeritierung an die Theologische Hochschule Chur zu erinnern.
Christian Cebulj
Die Abschiedsvorlesung von Prof. Dr. Belok finden sie hier
Franziskus Knoll OP wird Professor für Pastoraltheologie
Ab dem Studienjahr 2022/2023 wird der Pastoraltheologe Prof. Dr. Franziskus Knoll neuer Lehrstuhlinhaber für Pastoraltheologie und Homiletik an der Theologischen Hochschule Chur. Mit der Ernennung durch den Grosskanzler der TH Chur, Bischof Dr. Joseph Maria Bonnemain, wurde seine Berufung nach Chur am 25. September 2021 rechtskräftig.
Franziskus Knoll wurde 1971 in Bad Säckingen in der Nähe von Basel geboren. Der gelernte Krankenpfleger und Pflegepädagoge unterrichtete von 1998 bis 2001 angehende Krankenschwestern und -pfleger, bevor er 2001 in den Dominikanerorden eintrat und 2007 an der Universität Mainz den Master in Theologie erwarb. Nach seiner Priesterweihe ging er 2008 in die USA und absolvierte eine Spitalseelsorge-Ausbildung in Chicago. 2014 wurde er an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Vallendar mit einer pastoraltheologischen Dissertation zum Thema «Spiritualität in der Pflege» zum Dr. theol. promoviert. Von 2015 bis 2020 war Franziskus Knoll Juniorprofessor für Diakonische Theologie und Spiritualität in Vallendar, seit 2020 ist er dort apl. Professor.
Aufgrund seiner bisherigen Forschungs- und Lehrtätigkeit hat Franziskus Knoll eine hervorragende Qualifikation für die zunehmend an Bedeutung gewinnenden Ausbildungen in Spezialseelsorge. Zugleich bringt er Lehrerfahrungen im Bereich der grundständigen pastoraltheologischen Themenfelder mit. Mit seiner interdisziplinären Expertise ist er bestens qualifiziert, sich kompetent an den Schnittstellen zu humanwissenschaftlichen Disziplinen und im Kontext gesellschaftlicher Themenfelder und Perspektiven zu bewegen. Für sein künftiges Wirken am Pastoralinstitut sind dies beste Voraussetzungen, um in Beratungsaufgaben sowie Fort- und Weiterbildung virulente Fragen der pastoralen Praxis in den heutigen gesellschaftlichen Vernetzungen anzugehen.
Franziskus Knoll wird sein Amt mit der Emeritierung des jetzigen Lehrstuhlinhabers Prof. Dr. Manfred Belok übernehmen, der mit Ende des Studienjahrs 2021/22 in den Ruhestand geht. Das Kollegium der Theologischen Hochschule Chur heisst Prof. Dr. Franziskus Knoll herzlich willkommen und freut sich auf eine intensive und fruchtbare Zusammenarbeit.
Ein Interview mit Franziskus Knoll finden sie hier.

Offene Berufungsverfahren
Die TH Chur steht mitten im Prozess der Verjüngung des Lehrkörpers. Infolge zu erwartender Emeritierung liefen im vergangenen Studienjahr zwei Berufungsverfahren: Das Berufungsverfahren zur Neubesetzung des Lehrstuhls für Pastoraltheologie und Homiletik konnte bereits im HS 2021 zu einem erfreulichen Abschluss gebracht werden mit der Neubesetzung durch Prof. Dr. Franziskus Knoll OP. Noch in Gang ist das Berufungsverfahren zur Besetzung des Lehrstuhls für Kirchengeschichte. Prof. Dr. Michael Durst strebt seine Emeritierung auf das Ende des Studienjahres 2022/2023 an. Aufgrund der Abberufung des Lehrstuhlinhabers für Philosophie und Philosophiegeschichte sowie der Lehrstuhlinhaberin für Neutestamentliche Wissenschaften wurden auch diese Lehrstühle ausgeschrieben. Die Verfahren sind noch in Gang.
Neubesetzung der Bibliotheksstelle
Nachdem Valeria Baur die Bibliothek der TH Chur fünf Jahre betreut hat, zog es sie Ende Mai weiter an eine neue Wirkungsstätte. Valeria übernahm die Betreuung der Bibliothek zu einem Zeitpunkt, als sich aufgrund einer in die Jahre gekommenen Signatur sowie eines sich abzeichnenden Platzmangels grössere Mutationen anbahnten. Valeria ging die Herausforderungen fachkundig und geduldig an. Das mit ihrem Stellenwechsel weder der Platzmangel gelöst noch die Umsignierung der Bestände abgeschlossen werden konnte, lag nicht an Valeria, sondern an der Langwierigkeit solcher Prozesse. Valeria habe – so erzählte die Prorektorin Eva-Maria Faber bei der Verabschiedung – sich immer wieder gewundert, wie in der Theologie auch alte Bücher in den Regalen stehen bleiben mussten, während für neue Werke der Platz immer knapper wurde. Die Prorektorin dankte Valeria zum Abschied für ihre geleistete Arbeit in der Bibliothek und wünschte ihr für die Zukunft alles Gute.

Verstorben: P. Dr. Adelrich Staub
Am 29. April 2022 verstarb in St. Gallen Pater Dr. Adelrich Staub OSB, Missionsbenediktiner von St. Otmarsberg.
Pater Adelrich Staub wirkte an der Theologischen Hochschule Chur zwischen 1999 und 2001 in einer Zeit des Umbruchs am Lehrstuhl für Alttestamentliche Wissenschaften und führte die Studierenden in die Welt der hebräischen Bibel ein. Er war ein liebenswürdiger und hilfsbereiter Kollege, den wir ausserordentlich geschätzt haben. Auch in späteren Jahren blieb er der Hochschule verbunden. Über viele Jahre hinweg engagierte er sich als kantonaler Experte für Abschlussarbeiten. Als ein ausgewiesener Wissenschaftler in der Auslegungsmethode des hl. Hieronymus war er eine beachtliche Stütze im internationalen Vulgate Institute.
Beeindruckend waren seine Kenntnisse der jüdischen Psalmexegese, mit der er sich intensiv auseinandersetzte. Eine Frucht davon ist sein 2001 in der Internetzeitschrift der TH Chur publizierter und immer noch lesenswerter Artikel über den jüdischen Psalmenkommentar von S.R. Hirsch.
Zum Artikel: https://thchur.ch/app/uploads/as-hirsch-psalmen.pdf
Möge Pater Adelrich nun erfahren, was er während seines Lebens mit Psalm 17,15 erbeten hatte: «Ich aber will in Gerechtigkeit dein Angesicht schauen, mich satt sehen an deiner Gestalt, wenn ich erwache».