Jahresbericht Studienjahr 2023/2024 – Entwicklungen

Finanzen

Jahresrechnung 2023/2024

Finanziell wird die TH Chur von der Stiftung Priesterseminar St. Luzi getragen. Die Geldmittel dieser Stiftung stammen zum grössten Teil aus Baurechtszinsen. Seit 2003 bezahlen die kantonalkirchlichen Körperschaften der Bistumskantone sowie der Kanton Graubünden jährlich einen bedeutenden Beitrag. Dazu kommen namhafte Spenden. Im Jahr 2023 schloss die Jahresrechnung der Stiftung Priesterseminar St. Luzi, die finanzielle Trägerin der TH Chur ist, bei Einnahmen von CHF 3’678’929.74 und Ausgaben von CHF 3’657’649.06 mit einem Gewinn von CHF 21’280.68 ab.

 

Strukturelles

Die TH Chur hat einen Kooperationsvertrag mit dem Institut für Katholische Theologie der Martin-Luther Universität Halle-Wittenberg geschlossen. Vorrangiges Ziel ist eine Zusammenarbeit im Bereich des Forschungsprojekts «Religion – Kultur – Tourismus».
In einer 2024 verabschiedeten Nachhaltigkeitsstrategie gibt sich die TH Chur Leitlinien und Ziele, um als Forschungs-, Lern-, Arbeits- und Lebensort eine auf Nachhaltigkeit gestimmte Grundhaltung zu entwickeln. In Lehre und Forschung liegt der Fokus auf dem Beitrag der Theologie zu einem Lebensstil im Sinne von Nachhaltigkeit, Gerechtigkeit und Solidarität. Zudem verpflichtet sich die Hochschule zusammen mit dem Priesterseminar dazu, im Bereich der Infrastruktur und des Betriebs den Verbrauch von Ressourcen und die negative Umweltbelastung zu reduzieren.

Die Studiendekanatsassistenz wird zur Studienleitung

Im Studiendekanat wurde die Stelle der Studienassistenz in diejenige einer Studienleiterin/eines Studienleiters überführt. Das Studiendekanat wird nun gemeinsam von der Studiendekanin/dem Studiendekan und der Studienleiterin bzw. dem Studienleiter geführt, wobei die Studierendenberatung und die Führung der Studierendendossiers eher in den Tätigkeitsbereich der Studienleiterin/des Studienleiters fallen, während der Studiendekan/die Studiendekanin vorwiegend die Vertretung in der Hochschulkonferenz und dem Rektoratsrat sowie den Kontakt zu den Mitgliedern des Professoriums wahrnimmt. Die Studienleiterin bzw. der Studienleiter wird von der Hochschulkonferenz auf Vorschlag des Studiendekans/der Studiendekanin unbefristet bestellt. Dies gewährleistet eine hohe Kontinuität im Studiendekanat und trägt zur nachhaltigen Qualitätssicherung der Hochschule bei. Infolge dieser Umstrukturierung wurden auch einige Zuständigkeitsbereiche vom Rektorat an das Studiendekanat verlegt (u.a. die Bereiche Immatrikulation/Exmatrikulation der Studierenden und Zulassungsverfahren).

Generationenwechsel bei der Stiftung Freunde der TH Chur

Am 25. Juli 2000 wurde die Stiftung «Freunde der Theologischen Hochschule Chur» gegründet. Den Anstoss dafür gaben Personen aus dem Kreis des Vereins «Bündner und Bündnerinnen für eine glaubwürdige Kirche», die in der damaligen schwierigen Bistumssituation das Gesicht von Kirche prägen wollten. Als bekannt wurde, dass die Hochschule in finanziellen Schwierigkeiten sei, setzten sich Urs Willi-Grossmann und Christine Bucher für die Gründung einer Stiftung ein, deren Zweck auf den Erhalt und den Ausbau der Hochschule und ihre finanzielle und moralische Unterstützung zielt. Urs Willi war bis zu seinem Tod 2009 Rechnungsführer der Stiftung. Christine Bucher blieb über viele Jahre Aktuarin bzw. Rechnungsführerin.

In den Jahren 2023 und 2024 kam es zu einem Generationenwechsel, der einen Einschnitt in die Geschichte der Stiftung markiert. Bereits 2023 waren Personen der ersten Stunde zurückgetreten: Josef Senn, Präsident der Stiftung von 2000 bis 2015, Gieri Deplazes, langjährig Aktuar bzw. Rechnungsführer, und Anita Grond, ebenso wie der langjährige Revisor Beat Baikhardt. 2024 nun gaben auch Heidi Derungs-Brücker, Präsidentin der Stiftung zwischen 2015 und 2024, und Christine Bucher die Verantwortung in andere Hände.

Die TH Chur dankt all diesen Personen, die viele Jahre ohne Entgelt grosse Arbeit geleistet haben, von Herzen. Die Stiftung hat in den 24 Jahren nicht nur über 2 Mio. Schweizer Franken an die TH Chur überwiesen, sondern im Engagement der beteiligten Person sehr viel moralische Unterstützung und Solidarität gezeigt. Dies tat den Verantwortlichen an der TH Chur ebenso wie den Studierenden – und diesen oft sehr konkret – wohl.

Zugleich danken wir den neuen Mitgliedern des Stiftungsrates, die seit 2023 in die Stiftung eingestiegen sind und nun die Staffel übernehmen. Es sind Dr. Daniel Kosch, der seit 2024 als Präsident amtiert, der Vizepräsident Robert Willi, der seit 2024 als Aktuar und Rechnungsführer amtiert, Bernhard Bislin, Ilario Bondolfi (der seit 2015 als Vertreter des Bischofs fungiert), Alexandra Dosch, Erich Guntli und Ursula Leuthold sowie der neue Revisor Hans Ulrich Wehrli. Zum Stiftungsrat gehört zudem jeweils eine Vertretung der Theologischen Hochschule, aktuell die Rektorin.

Die Spendeneingänge der Stiftung «Freunde und Freundinnen der TH Chur» (neuer Name nach Revision der Stiftungsurkunde) sind seit einigen Jahren rückläufig, doch hofft die Stiftung weiterhin auf Solidarität von Seelsorgenden, Alumni, Sympathisanten und Sympathisantinnen. Die Stiftung eröffnet der Hochschule zusätzliche finanzielle Spielräume, um mit Teilpensen und Projekten die Qualität des Ausbildungsangebotes zu stärken. Zudem ermöglichen es die Spendenbeiträge der Hochschule und einzelnen Studierenden, besondere Projekte und Aktivitäten zu entwickeln. Ohne die Beiträge der Stiftung könnten manche Studierende sich zum Beispiel die Teilnahme an grösseren Exkursionen nicht leisten, zumal schon das Studium ihre (Familien-)Budgets stark belastet.

Weitere Informationen zur Stiftung finden sie hier.

Pastoralinstitut

Das Team des Pastoralinstituts (PI) befindet sich seit Februar 2024 in einem begleiteten Prozess zur Standortbestimmung und etwaigen strategischen Neuausrichtung. Das PI bleibt während dieser Zeit des Suchens offen für pastoraltheologische Forschung und beteiligt sich aktiv an den Prozessen der Personal- und Pastoralentwicklung des Bistums Chur.

 

Personalia

Ernennung Markus Lau

Am 2. Oktober 2023 ernannte der Grosskanzler der TH Chur, Bischof Dr. Joseph Maria Bonnemain, PD Dr. Markus Lau zum neuen Inhaber des Lehrstuhls für Neutestamentliche Wissenschaften an der Theologischen Hochschule Chur. Er war bereits seit dem Frühjahrssemester 2023 Vertreter dieses Lehrstuhls.

Markus Lau wurde 1977 in Meppen (Deutschland) geboren. Das Studium der Katholischen Theologie absolvierte er an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster. Er promovierte an der Universität Freiburg in der Schweiz. Im Rahmen seines Promotionsstudiums absolvierte Markus Lau u. a. den 1903 von Gustaf Dalman begründeten Lehrkurs für Biblische Archäologie in Israel/Palästina und Jordanien. Die Dissertation mit dem Titel «Der gekreuzigte Triumphator. Eine motivkritische Studie zum Markusevangelium» wurde mit mehreren Wissenschaftspreisen ausgezeichnet. In Mainz absolvierte Markus Lau das Habilitationsstudium und wurde mit Abschluss des Verfahrens 2021 zum Privatdozenten der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Mainz ernannt. Seit 2010 war Markus Lau in Assistenzstellen an der Universität Fribourg tätig und nahm an mehreren universitären Institutionen (unter anderem an der LMU in München) Lehraufträge und Lehrstuhlvertretungen wahr. Regelmässig ist er als Gastprofessor im Theologischen Studienjahr Jerusalem aktiv. Zudem war er Mitarbeiter für den Bereich «Biblische Bildung» bei der Fachstelle «Bildung und Begleitung» der Bistumsregion Deutschfreiburg und Geschäftsführender Sekretär der Kommission für Theologie und Ökumene der Schweizer Bischofskonferenz. Sein langjähriges Engagement für das Schweizerische Katholische Bibelwerk zeugt von seinem bibelpastoralen Interesse.

Die Theologische Hochschule dankt Markus Lau für das bereits geleistete Engagement in Lehre, Forschung und im Hochschulalltag, insbesondere im Studiendekanat. Wir freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit und wünschen ihm ein bereicherndes Wirken in Lehre und Forschung an der TH Chur.

Nomination von Prof.in Faber in die Europäische Akademie der Wissenschaften und Künste

Die Rektorin der Theologischen Hochschule Chur, Prof.in Dr. Eva-Maria Faber, ist in Würdigung ihrer vielfältigen wissenschaftlichen Leistungen auf den Gebieten der Dogmatik, der Fundamentaltheologie und der Ökumene in die Europäische Akademie der Wissenschaften und Künste aufgenommen worden. Die Akademie mit Sitz in Salzburg dient dem wissenschaftlichen Austausch über gesellschaftsrelevante Themen im internationalen und transdisziplinären Gespräch und vereint Mitglieder aus vielfältigen akademischen wie künstlerischen Kontexten. Eva-Maria Faber wird mit ihrer Expertise den Austausch in der Klasse VII «Weltreligionen» bereichern.

Würdigung Bischof Joseph Maria Bonnemain

Bericht kath.ch

Demission: Prof. Dr. David Neuhold, Lehrstuhl für Kirchengeschichte und Patristik

Für zwei Semester wirkte Prof. Dr. David Neuhold an der Theologischen Hochschule Chur. Er war zum Herbstsemester 2023 zum neuen Professor für Kirchengeschichte und Patristik ernannt worden und brachte dafür eine auf die neuere Kirchengeschichte und thematisch auf die Ordens-, Missions- und Ideengeschichte spezialisierte Expertise mit. Der 1976 in Graz geborene David Neuhold studierte an seiner Heimatuniversität Graz Theologie und Physik auf Lehramt und promovierte und habilitierte sich dann an der Theologischen Fakultät der Universität Freiburg in der Schweiz mit Qualifikationsarbeiten über Franz Kardinal König (1905‐2004) und zum Gründer der Gemeinschaft der Herz-Jesu-Priester Léon G. Dehon (1843-1925).

Die TH Chur bedauert es sehr, dass David Neuhold die Hochschule schon so bald wieder verlässt, und wünscht ihm für die Zukunft an der Theologischen Fakultät der Universität Luzern Freude und Tatkraft in Forschung und Lehre.

Neu im Sekretariat der TH Chur: Prasanthini Sivananthakumaran

Im vergangenen September begrüßte die TH Chur Prasanthini Sivananthakumaran als neues Mitglied im Sekratariat. Seit ihrem Eintritt unterstützt sie tatkräftig in vielseitigen Arbeitsfeldern das Rektorat in ihren Aufgaben, sie sorgt für den reibungslosen Ablauf des administrativen Hochschulbetriebs und unterstützt das Team des Pastoralinstituts. Mit ihrer engagierten Arbeitsweise hat sich Prasanthini Sivananthakumaran schnell in ihr neues Aufgabenfeld eingearbeitet und trägt wesentlich zur Effizienz und Organisation der Institution bei.

Verstorben: Prof. em. Dr. Hans Halter

Am 9. Januar 2024 verstarb in Sarnen Hans Halter, der von 1977 bis 1990 Professor für Moraltheologie und Sozialethik an der TH Chur war.

Der 1939 in Giswil geborene Hans Halter hatte in Chur Theologie studiert und arbeitete dann zunächst als engagierter Seelsorger – eine Erfahrung und Haltung, die dann auch seinem theologischen Ansatz zugutekamen. Von 1968 bis 1976 absolvierte er ein Doktoratsstudium in Bonn bei Franz Böckle. In seiner Dissertation brachte er die paulinische Tauftheologie in einen konstruktiven Zusammenhang zu einer «autonomen», will sagen rational fundierten Theologischen Ethik. Damit leistete Halter einen originären Beitrag zur damals heftig diskutierten Debatte um das christliche Proprium der Ethik.

Im Studienjahr 1976/77 wirkte er an der TH Chur zunächst als Lehrbeauftragter für den Dritten Bildungsweg, wurde 1977 Assistenzprofessor und nahm ab 1979 die Professur für Moraltheologie und Sozialethik wahr. Von 1978 bis 1990 war er zudem Seminarleiter des Dritten Bildungsweges. 1990 folgte er der Berufung an die Theologischen Fakultät Luzern, wo er bis zu seiner Emeritierung 2004 lehrte.

Einen autobiografischen Rückblick überschrieb Hans Halter 2009 mit dem Titel «… möglichst erdnah, klar und lebbar». Damit kommt gut zum Ausdruck, wie sehr und in welcher Weise er sich auf verschiedene, auch umstrittene Themenbereiche einliess. Dazu gehörten nicht zuletzt die bis heute in der Diskussion stehenden Fragen der Partnerschafts- und Sexualethik, doch auch Themen der Bioethik und der Politischen Ethik gehörten zu jenen Bereichen, in denen Hans Halter publizierend und beratend gefragt war. Zur Erdnähe gehörte sein Versuch, «den ethisch relevanten Glauben in eine heutige Sprache zu übersetzen, also vernünftig zu argumentieren und nicht einfach zu dekretieren». Die Klarheit bewies Hans Halter nicht zuletzt dadurch, dass er – mit Beanstandungen seiner Lehre konfrontiert – nicht bereit war, seine Überzeugungen zu verbiegen, sondern sie umso mehr argumentierend und erklärend darlegte. Dieser Geradlinigkeit verdanken wir das bedeutende ethische Werk eines liebenswerten und humorvollen Menschen.

2009 schrieb Hans Halter: «Ich ruhe jetzt schon im Frieden, indem ich meine mir verbliebenen oder neu gewonnenen Lebensmöglichkeiten allein und mit andern auskoste». Möge er umso mehr nun im Frieden ruhen und leben.

Verstorben: Dr. Beat Zuber

Am 25. Dezember 2023 verstarb der Schönstatt-Pater Dr. Beat Zuber.

Beat Zuber war von 1991 bis 1999 Inhaber des Lehrstuhls für Altes Testament an der Theologischen Hochschule Chur. Sein Wirken an der TH Chur rahmen die «Grüsse aus St. Luzi» mit einem Text über die «Wallfahrt nach Jerusalem» im Heft des Jahres 1992 und mit einem Bericht über eine solche Wallfahrt im Jahr 1999, die er gewissermassen als Abschiedsgeschenk anbot.

Selbst dem Tourismus generell und dem «biblischen Heilstourismus im Besonderen» abhold, hatte er Studierende der TH Chur eingeladen, ihn, der sich regelmässig in Jerusalem aufhielt, dort zu besuchen. Er wollte beim Planen und Beraten mithelfen – dies bot er 1992 an –, aber nicht selbst zum Initiator einer Reise werden, die mit der Tradition von Wallfahrten ins Heilige Land nur noch entfernt zu tun hätte. Erst am Ende seiner Wirkungszeit hatte er sich bereit erklärt, eine Gruppe von Studierenden nach Jerusalem und Galiläa zu führen, wobei er besorgt darum war, der Reizüberflutung vorzubeugen – es sollte Gelegenheit geben, «Neues aufzunehmen, einfach zu staunen und sich beschenken zu lassen». Es ging ihm um die Möglichkeit, «unseren lieben Herrn und Heiland Jesus Christus [zu] verstehen, der […] in diesem Land aufgewachsen ist und gelebt hat und der hier auf diesem Boden die Botschaft vom Reich Gottes verkündet hat».

Statt in Jerusalem logierte die Gruppe aus Preisgründen damals in Bethlehem, was Beat Zuber kommentiert: «Zwar hatten wir so die heiligen Stätten Jerusalems nicht Tag und Nacht zugänglich, wie wir es gewünscht hätten, aber dafür gab es doch die Möglichkeit, in der Geburtskirche in Bethlehem heimisch zu werden. Ich denke, dass viele Teilnehmer künftige Weihnachtsfeiern anders erleben werden».

Verstorben: Abt em. Dr. Daniel Schönbächler

Am 14. August 2023 verstarb in der Abtei Disentis während der ersten Vesper zum Hochfest der Aufnahme Mariens in den Himmel der frühere Abt Daniel Schönbächler.

Daniel Schönbächler studierte Theologie in Chur und Rom sowie Germanistik und Kunstgeschichte in Zürich und München. Seine Dissertation zum Dr. phil. befasste sich mit dem Theologen und Schriftsteller Josef Vital Kopp. An der Theologischen Hochschule Chur wirkte er von 1989 bis 1995 als Lehrbeauftragter für Kunstgeschichte. Im Format von Workshops vermittelte er Studierenden Kompetenzen in Rhetorik. 2008 war er Festredner beim Dies academicus und gab «Qualitätsmassstäbe für den Umgang mit Kunst im kirchlichen Raum» zu bedenken. Seine Sensibilität für solche Qualitätsmassstäbe führte ihn zu pointierten Stellungnahmen und machten ihn zum passionierten Ausbildner.

Dankbar gedenken wir seines Wirkens und seiner Verbundenheit mit der Theologischen Hochschule Chur.