Pastoralinstitut

Aufgabe

Das Pastoralinstitut (PI) wurde im Januar 2003 mit dem Ziel gegründet, Fragen und Entwicklungen in der Gesamtkirche, in der Kirche Schweiz und in den Pfarreien vor Ort konstruktiv-kritisch aufzugreifen, sie wissenschaftlich zu reflektieren und praktisch-theologische sowie spirituelle Impulse für die pastorale Praxis zu geben. Das PI versteht sich als Kompetenzzentrum für die Pastoralen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Bistum Chur und darüber hinaus für die gesamte Deutschschweiz. Es ist dem PI ein besonderes Anliegen, Fragen aus der Praxis aufzugreifen und Weiterbildungsmöglichkeiten in verschiedenen pastoralen Berufsfeldern anzubieten, um die beruflichen Kompetenzen der Seelsorgerinnen und Seelsorger zu stärken.

Leitungsteam

Die Institutsleitung nimmt als kollegiales Gremium die operative Leitung des Pastoralinstituts (PI) wahr, während die Richtlinienkompetenz bei der Hochschulkonferenz der THC liegt. Gemäss Statut des PI (Art. 3) gehören dem Leitungsteam die Inhaber der Lehrstühle für Pastoral­theologie und Homiletik, für Religionspädagogik und für Liturgiewissenschaft an. Ein weiterer Professor bzw. eine Professorin wird von der Hochschul­konferenz jeweils für zwei Jahre ins Leitungsteam gewählt.

Die geschäftsführende Instituts­leiterin bzw. den geschäftsführenden Institutsleiter wählt die Hochschulkonferenz auf Vorschlag des Leitungsteams für jeweils zwei Jahre aus dem Kreis der Professoren und Professorinnen, die von Amtes wegen zur Institutionsleitung gehören.

Im Studienjahr 2021/22 bestand die operative Leitung des PI aus: Prof. Dr. Christian Cebulj (Leiter des PI), Prof. Dr. Birgit Jeggle-Merz (Stellv. Leiterin des PI), Prof. Dr. Manfred Belok und Prof. Dr. Hildegard Scherer. Nach ihrem Weggang übernahm Prof. Dr. Hanspeter Schmitt die Vertretung des Hochschulkollegiums.

Prof. Dr. Christian Cebulj (Leiter des PI)

Prof. Dr. Birgit Jeggle-Merz (Stellv. Leiterin des PI)

Prof. Dr. Manfred Belok

Prof. Dr. Hanspeter Schmitt

Angebots- und Kommunikationsstruktur

Um Fragen und Entwicklungen der Kirche und der Pfarreien konstruktiv-kritisch aufzugreifen, sie wissenschaftlich zu reflektieren und praktisch-theologische Impulse für die pastorale Praxis anzubieten, bietet das Pastoralinstitut der TH Chur eine dreiteilige Angebots- und Kommunikationsstruktur an:

1. Jahresthema:

Rund um das Jahresthema werden drei Angebote konzipiert, die für die Dekanatsversammlungen oder Fortbildungen auf Pfarrei- oder Dekanatsebene flexibel abrufbar sind. Diese Angebote bearbeiten einen Teilaspekt des Jahresthemas bzw. beleuchten das Jahresthema aus einer Fachperspektive. Sie sind als 60- bis 90-Minuten-Einheit konzipiert und können als Hol-Angebot abgerufen werden. Honorar und Spesen sind von den Dekanaten bzw. Pfarreien zu entrichten. Die Angebote zum Jahresthema werden via Homepage und Newsletter zur Kenntnis gegeben und mit weiteren Bausteinen (Statements, Rezensionen, aktuellen Hinweisen) versehen.

2. Jahrestagung:

Aktuelle Themen aus der Pastoraltheologie, Liturgie, Religionspädagogik und Katechese werden im Rahmen einer wissenschaftlichen Tagung im jährlichen Zyklus aufgegriffen und bearbeitet. Die Themen werden in der Regel analog zum Jahresthema des Pastoralinstituts erarbeitet. Die Jahrestagung findet in Zürich statt. In regelmässigen Abständen werden Tagungen zu religions-pädagogischen und katechetischen Fragestellungen durchgeführt.

3. Themenarchiv:

Alle Angebote aus den Jahresthemen und aus früheren Fort- und Weiterbildungen sind als Themenpool abrufbar. Im Ideenspeicher werden Themenvorschläge gesammelt, die langfristig interessant sind und berücksichtigt werden sollten.

Um Dekanaten und Pfarreien auf aktuelle Fragestellungen zeitnah Support leisten zu können, werden auf Anfrage kurzfristig Angebote und Hintergrundinformationen geboten.

Prof. Dr. Christian Cebulj
Prof. Dr. Birgit Jeggle-Merz
Prof. Dr. Manfred Belok
Prof. Dr. Hanspeter Schmitt
Andreas Diederen

Jahrestagung 2021 - Synodalität-Solidarität-Partizipation. Zu Stilfragen des Kircheseins

Zur Vorbereitung des Synodalen Prozesses in der Schweiz hatte das Pastoralinstitut der TH Chur zusammen mit dem SPI St. Gallen und der Pastoralamtsleiterkonferenz (PAL) am 3. November 2021 zu einer Synodalitäts-Tagung in die Paulusakademie Zürich eingeladen. Die zahlreich erschienenen Seelsorgerinnen und Seelsorger brachten dabei ihre Hoffnung auf eine „mutigere und partizipativere Kirche“ zum Ausdruck. Gleichzeitig wurde die Sorge artikuliert, dass alle Diskussionen um Synodalität nichts wert seien, wenn ihnen dann nicht auch Strukturreformen folgten. Eine Theologin, die seit über zwanzig Jahren in der Pfarreiseelsorge tätig ist, brachte es auf den Punkt: „Betreiben wir bitte keine Schönwetter-Synodalität“, die bei blossen Absichtserklärungen stehen bleibt. Den Worten müssen dann auch Taten folgen in Richtung einer synodalen, solidarischen und partizipativen katholischen Kirche der Zukunft.

Keynote Prof. Thomas Sternberg

Per Videobotschaft erinnerte der ehemalige Präsident des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken, Prof. Dr. Thomas Sternberg, in seinem Einführungsreferat daran, dass Papst Franziskus am 24. April 2021 eine römische Bischofssynode zum Thema Synodalität angekündigt hatte. Sie war ursprünglich für 2022 geplant, wurde aber wegen der Corona-Pandemie auf 2023 verschoben. Ihr Thema lautet „Für eine synodale Kirche: Gemeinschaft, Partizipation und Mission“. Diese Synode ist in einen Vorbereitungsprozess eingebettet, ähnlich wie es bei der Familiensynode 2014/16 und der Jugendsynode 2018 der Fall war. Zu diesem Vorbereitungsprozess leistete auch die Synodalitätstagung einen substanziellen Beitrag.

Trainingslager Synodalität

Während der Jahrestagung des Pastoralinstituts wurde Papst Franziskus in einem Workshop mit einem Fussballfan verglichen. Das zeigt sich nicht nur daran, dass er immer wieder mit seinem argentinischen Erstligaverein Atlético San Lorenzo de Almagro zittert. Jetzt hat er sich ganz nach der Manier eines Fussball-Trainers zum Ziel gesetzt, die Katholische Weltkirche für das dritte Jahrtausend fit zu machen. Dazu hat er ein zwei- bis dreijähriges weltweites Trainingslager organisiert, dessen Fitnessprogramm Synodalität lautet: Das bedeutet, dass die Kirche nur unter Einbeziehung möglichst vieler Glieder des Volkes Gottes zukunftsfähig werden kann. Das Training folgt einem ambitionierten Fahrplan, dessen Teil auch die Zürcher Tagung zum Thema „Synodalität-Solidarität-Partizipation“ war.

Andere synodale Methodik

Es wäre naheliegend gewesen, dass sich die Katholische Kirche in der Schweiz am Synodalen Weg in Deutschland orientiert, in dessen Rahmen seit 2019 bereits drei Synodale Versammlungen stattgefunden haben. Dr. Daniel Kosch, Generalsekretär der RKZ, der im Herbst 2021 als Beobachter an der Synodalen Versammlung in Frankfurt teilgenommen hat, nennt jedoch fünf Punkte, warum die Situation in der Schweiz eine andere synodale Methodik erfordert:

1. Vielsprachigkeit und Migration: Kosch weist mit Recht darauf hin, dass die katholische Kirche wie die schweizerische Eidgenossenschaft von Vielsprachigkeit und kultureller Vielfalt geprägt ist. Einerseits durch die vier Landessprachen Deutsch, Französisch, Italienisch und Rätoromanisch, andererseits durch die Tatsache, dass über 30 Prozent der Kirchenmitglieder Migrationshintergrund haben. Schon ganz praktisch könnte also eine Schweizer Synodalversammlung, die diese Vielfalt abbildet, sich unmöglich über Texte der Art und der Länge verständigen, mit denen in Deutschland gearbeitet wurde.

2. Uneinheitliche Voraussetzungen: Die staatskirchenrechtlichen und pastoralen Voraussetzungen sind in der Schweiz so unterschiedlich, dass es keinen Sinn machen würde, gesamtschweizerisch Handlungstexte zu konkreten Fragen wie z. B. den Umgang mit Kirchenfinanzen zu diskutieren. Denn während in Zürich oder St. Gallen die Kirchensteuern reichlich fliessen, lebt die katholische Kirche im Kanton Genf von freiwilligen Spenden.

3. Schweizer Vorsprung: Bezüglich der Mitentscheidungsrechte von Laien in der Kirche, demokratischer und rechtsstaatlicher Entscheidungsprozesse, finanzieller Transparenz, Mitwirkungsrechten der Gemeindemitglieder bei der Wahl von Seelsorgenden, pastoraler Mitverantwortung von Frauen und nicht-geweihten Männern, Zusammenarbeit von Priestern und Laien ist in manchen Teilen der Schweiz dank staatskirchenrechtlicher Regelungen vieles bereits erreicht, worum der Synodale Weg in Deutschland noch ringt. Dieser Schweizer Vorsprung braucht also keine synodale Debatte mehr.

4. Gesamtschweizerische Ebene schwach: Zudem wäre die katholische Kirche rein strukturell und organisatorisch nicht in der Lage, einen solchen Synodalen Weg gesamtschweizerisch zu organisieren. Zwar stehen auf lokaler Ebene die personellen und finanziellen Mittel vielerorts reichlich zur Verfügung. Aber die gesamtschweizerische Ebene ist strukturell schwach und kann das kirchliche Leben nicht wirklich prägen.

5.Starke Laienvertretung fehlt: Zudem fehlt laut Kosch in der Schweiz eine Organisation wie das Zentralkomitee der Deutschen Katholiken, in dem die relevanten Laienvertretungen eingebunden sind. Die Römisch-Katholische Zentralkonferenz, die am ehesten noch mit dem ZdK vergleichbar ist, hat eine andere Funktion: Sie ist Dachverband der kantonalen staatskirchenrechtlichen Körperschaften und entscheidet zwar abschliessend über die Finanzen für gesamtschweizerische Aufgaben, ist aber für pastorale Fragen nicht direkt zuständig.

Keine Schönwetter-Synodalität

Die Jahrestagung des Pastoralinstituts machte deutlich, dass die Schweiz eine andere synodale Methodik und Herangehensweise braucht, die inzwischen in den Bistümern Basel, Chur und St. Gallen auf den Weg gebracht wurde. Bis Ende November 2021 hatten sich 8000 Menschen in 1200 Diskussionsgruppen an der einer Befragung beteiligt, deren Ergebnisse ausgewertet wurden und im Bericht der Schweizer Bistümer zuhanden der Bischofssynode 2023 verabschiedet wurden. Die Jahrestagung des Pastoralinstituts setzte ein deutliches Zeichen für mehr Synodalität und Reformbedarf in der Katholischen Kirche Schweiz. Die Feedbacks von Teilnehmenden der Tagung sind nachzulesen unter:

“An eine mutigere und partizipativere Kirche glauben”: Stimmen zum synodalen Prozess

Jahresthema 2022: Heute die Pastoral von morgen vorbereiten

Die Gesellschaft verändert sich und so auch Kirche und Pastoral. Kirchenstatistische Befunde – Kirchenaustritte, Rückgang der Sakramentenpraxis, Bedeutungsverlust der Kirchen – belegen schmerzlich, was alle – Kirchenmitglieder und Seelsorger:innen – in den Pfarreien und darüber hinaus schon länger konkret erfahren. Was bedeutet dies für die Pastoral von heute und erst recht für die von morgen? Woran z.B. liegt es, dass es so schwerfällt, die Frohe Botschaft weiterzugeben? Nur wo diese und andere Fragen ehrlich und ohne Druck gestellt werden, wird man eine missionarische Perspektive, wie sie Papst Franziskus in Evangelii gaudium aufzeigt, in der Kirche entwickeln können. Es braucht hierfür ein Verständnis von Mission, das sich am II. Vatikanischen Konzil orientiert, als das aktive und öffentliche Bezeugen des Evangeliums. Denn, wenn jemand mit anderen überzeugt und überzeugend das kommuniziert, was im «risiko-reichen Prozess der wechselseitigen Entdeckung von Evangelium und Leben» (Rainer Bucher) für jemanden selbst geistlicher Lebensreichtum ist, wird er und sie auch andere Menschen vom Mehrwert des Evangeliums überzeugen können.

Angebot 1: «Herausforderungen und Ansatzpunkte» (Prof. Dr. Manfred Belok, Chur)

In der Glaubens- und Kirchengeschichte sowohl der/des Einzelnen wie der Kirche als Ganzes waren und sind Krisen immer auch Chancen. Welche Herausforderungen und welche Ansatz-punkte gilt es gemeinsam als Chance für die Pastoral von morgen wahrzunehmen und aufzu-greifen? Es braucht Analyse statt Appell, das gemeinsame Suchen mit den Menschen und ihren Lebensthemen und das Aufzeigen konkreter Wege, gemäß dem Wort des 1994 verstorbenen Bischofs Klaus Hemmerle: «Lass mich dich lernen, dein Denken und Sprechen, dein Fragen und Dasein, damit ich daran die Botschaft neu lernen kann, die ich dir zu überliefern habe.»

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Angebot 2:  «Erwachseneninitiation als Modell für morgen?» (Prof. Dr. Birgit Jeggle-Merz, Chur/Luzern)

Was im deutschen Sprachgebiet schon länger zu beobachten war, ist auch für die Schweiz Realität geworden: Es ist keine kulturelle Selbstverständlichkeit mehr, dass Eltern ihre Kinder im Säuglings- oder Kleinkindalter taufen lassen. Was ist, wenn diese Kinder später als Jugendliche oder Erwachsene den Glauben kennenlernen wollen? Auf welche Strukturen könnten sie treffen? Wie könnten sie in den Glauben und in ein Leben aus dem Glauben eingeführt werden? Das Dekret «Ad gentes» des II. Vatikanischen Konzils gab die Einrichtung eines Erwachsenenkatechumenats in Auftrag. «Die Feier der Eingliederung Erwachsener in die Kirche» (Erstauflage 1972; korrigierte Ausgabe 2001) enthält verschiedene liturgische Feiern bereit, wie die Initiation in die Kirche erlebnisreich gestaltet werden kann.

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Angebot 3: „Kein Kinderkram: Erwachsenenkatechese als biografische Chance“ (Prof. Dr. Christian Cebulj, Chur)

Trotz aller bischöflichen Empfehlungen und Visionen von einer lebensbegleitenden Katechese ist die Erwachsenenkatechese in der Pastoral immer ein Stiefkind geblieben. Daran ändern auch die jüngsten Versuche vieler katholischer Bistümer im deutschsprachigen Raum nichts, der Katechese mit Erwachsenen mit Hilfe der evangelikal orientierten Alphalive-Glaubenskurse eine Frischluftzufuhr zu verleihen.  Das Holangebot zeigt anhand von Best-Practice-Beispielen aus der Intergenerationellen Katechese religionspädagogische Wege auf, wie die religiöse Biografie Erwachsener in den Pfarreien gestärkt werden kann, ohne der Versuchung des theologischen Fundamentalismus zu erliegen.

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Angebot 4: Zurück auf Los. Lebensalter und Glaubensbiographie im frühen Christentum (Prof. Dr. Hildegard Scherer, Chur)

Die ersten Christ:innen wandten sich i. d. R. im Erwachsenenalter dem Evangelium und der christlichen Gemeinschaft zu. Sie stehen damit vor einschneidenden biographischen Herausforderungen: Bisherige Errungenschaften verlieren ihren Wert, die Glaubenden finden sich wieder in der Rolle von «Kindern», die «Milch» benötigen. Konventionelle Entwicklungswege und Altershierarchien brechen. Ein Blick ins Neue Testament kann die Frage wachhalten, welche Herausforderungen sich heute stellen, wenn im späteren Lebensalter neue Schritte in der Glaubensbiographie anstehen.

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